: Zu wenig Ebbe, zu viel Flut
Das Forum Tideelbe hat seinen Bericht vorgelegt. Für ausgeglichene Gezeiten braucht die Elbe mehr Platz
Das Forum Tideelbe hat nach vierjähriger Arbeit seine Ergebnisse zur Schaffung von mehr ursprünglichen Tide-Lebensräumen an der Unterelbe vorgelegt. Das Gremium empfiehlt, der Elbe wieder mehr Raum zu geben, um die Tidedynamik zu dämpfen. Dabei soll der Wiederanschluss der Alten Süderelbe und der Haseldorfer Marsch an das Tidegeschehen in einer nächsten Arbeitsphase vertiefend betrachtet werden.
Das Forum ist ein Zusammenschluss von Vertretern Hamburgs, Niedersachsens, Schleswig-Holsteins, des Bundes, der Kreise und Kommunen sowie von Verbänden und Organisationen.
Die Dynamik der Tide müsse wieder einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Ebbe und Flut angenähert werden, heißt es in der Empfehlung. Menschliche Eingriffe wie die Elbvertiefung, der Ausbau von Häfen und Eindeichungen hätten maßgeblich dazu beigetragen, dass der Flutstrom im Verhältnis zum Ebbstrom stärker geworden sei. Dieses Missverhältnis führe zu einem Überschuss an Sedimenten, „der die Zugänglichkeit zu den Häfen genauso gefährdet wie die ökologisch wertvollen Lebensräume“.
Die Hamburger Regierungsfraktionen begrüßten den Bericht. Die Vorsitzende der Grünen-Fraktion, Jennifer Jasberg, sagte: „Aktuelle Meldungen verdeutlichen, wie stark die Menschen in die Dynamik der Tideelbe in den vergangenen Jahrzehnten eingegriffen haben.“ Das Ziel der Nord-Bundesländer müsse sein, eine Zukunftsperspektive zu skizzieren, die auch zukünftige Veränderungen durch den Klimawandel einbeziehe. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Dirk Kienscherf, sagte, es sei nun klar, dass die Öffnung der Dove-Elbe nicht weiter verfolgt werde, da sie keinen Sinn ergebe. „Das ist ein wichtiges Signal für den langfristigen Erhalt des bedeutenden Natur-, Sport- und Freizeitraums in Bergedorf.“
Die Umweltverbände kritisierten den Bericht als unzureichend. Sie bemängelten außerdem, dass die Hamburg Port Authority mit Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) an Plänen zur Verklappung großer Mengen schadstoffbelasteten Schlicks am Rande des Nationalparks Wattenmeer gearbeitet habe, ohne das Forum zu informieren.
„Damit haben die Verantwortlichen für die Elbvertiefung und das Sedimentmanagement dem Forum Tideelbe schweren Schaden zugefügt.“
Aus ihrer Sicht müsse es mehr darum gehen, den Umfang der ökologisch schädlichen Baggerarbeiten grundsätzlich zu reduzieren. Dazu gehöre auch, auf die neunte Elbvertiefung zu verzichten. Nur mit großflächigen Maßnahmen könne der Elbe geholfen werden – der Zustand des Flusses sei desolat. (taz/dpa)
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