: Vier gegen die Chefin
In Braunschweig wackelt die AfD-Vorsitzende Dana Guth
Am kommenden Samstag müssen die AfD-Mitglieder in Niedersachsen früh aufstehen. Ab 8 Uhr ist in Braunschweig Einlass zum Landesparteitag im Millenium-Event-Center. Bis Sonntag will die Partei einen neuen Vorstand wählen. In den vergangenen Jahren ist es Noch-Partei- und Fraktionschefin Dana Guth nicht gelungen, die politischen Konflikte und persönlichen Querelen in dem zutiefst zerstrittenen Landesverband mit rund 2.700 Mitgliedern zu befrieden.
Am Wochenende kandidieren gleich vier Männer gegen Guth. Der prominenteste ist der Bundestagsabgeordnete Jens Kestner, der den Positionen des formal aufgelösten, rechten „Flügels“ nahesteht. Schon im Juli hatte er in der rechtsextremen Postille Zuerst! klargestellt, „Hauptgegner“ der AfD seien die „sogenannten ‚Grünen‘“, denn diese „anti-deutschen Öko-Internationalisten“ zerstörten „unseren Nationalstaat“ und vernichteten den „Industriestandort Niedersachsen“ und wollten „unsere althergebrachten Traditionen gegen kulturfremde austauschen“. Im Interview griff er aber auch Guth an, wenn er von einen „Nachholbedarf“ bei der „politischen Wahrnehmung“ spricht – oder davon, dass der „katastrophale Negativtrend“ des Verbandes gestoppt werden müsse. In Umfragen liegt die AfD in Niedersachsen gerade noch bei fünf Prozent.
Die Vorhaltung, die Landes- und Fraktionsvorsitzende habe kein Profil, keine Agenda, ist nicht neu. Die Unterlagen zum Parteitag, die der taz vorliegen, offenbaren das Manko: In Guths Tätigkeitsbericht findet sich kein politisches Thema, keine Idee. Unter zwölf Spiegelstrichen listet sie unter anderen auf: Leitung von wöchentlichen Telefonkonferenzen, Beantwortung von Presseanfragen oder Verfassen des Mitgliederinfos.
Der Bundestagsabgeordnete Dietmar Friedhoff sowie die Landtagsabgeordneten Christoph Emden und Stefan Wirtz gelten als moderatere Kandidaten.
Früh aufstehen werden auch die Gegendemonstrant*innen. Zum dritten Mal findet in Braunschweig ein AfD-Parteitag statt – immer begleitet von breitem Protest. Andreas Speit
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