: Hunderte trauern um tote Kinder
Nachbarschaftsverein organisierte Gedenken für die von ihrer Mutter getöteten fünf Kinder in Solingen
Von Barbara Dribbusch
Mit einer Schweigeminute und Kerzen haben Hunderte Menschen in Solingen am Samstagabend um die fünf getöteten Kinder getrauert. Das Gedenken wurde von dem Nachbarschaftsverein „Wir in der Hasseldelle“ organisiert. „Viele unserer Kinder und Jugendlichen hier haben einen Freund oder eine Freundin verloren“, hieß es in einer Erklärung des Vereins. Kritisiert wurden die Medien. „Seit gestern Abend werden auch unsere jüngsten Nachbarn von der Presse befragt und interviewt. Wir bitten hier dringlichst, sensibel mit den Betroffenen umzugehen.“
Am Donnerstag hatte eine 27-Jährige fünf ihrer sechs Kinder im Alter zwischen eineinhalb und acht Jahren in der Wohnung zuerst mit Medikamenten sediert und dann erstickt, so die Erkenntnisse der Ermittler. Nur der älteste Sohn, elf Jahre alt, war zum Zeitpunkt der Tat in der Schule und überlebte.
Nach der Tat warf sich die Mutter auf dem Hauptbahnhof in Düsseldorf vor einen Zug und überlebte schwer verletzt. Gegen die Frau erging ein Haftbefehl wegen Mordes in fünf Fällen. Sie ist noch nicht vernehmungsfähig.
Nach den Erkenntnissen der Ermittler hat sich die Frau „in einem Zustand emotionaler Überforderung“ befunden. Dies sagte der Leiter der Mordkommission, Marcel Maierhofer am Freitag in Solingen. Die Frau, eine Deutsche, hatte sechs Kinder von drei Vätern und lebte seit einem Jahr vom Vater der jüngsten Kinder getrennt. Immer wieder sei es in dieser Zeit zu Streitereien und sogar zu einem Polizeieinsatz und zwei Rettungseinsätzen gekommen, berichteten die Ermittler. Die Familie war dem Jugendamt bekannt. Das Amt hätte aber keine Erkenntnisse über eine potenzielle Gefährdung der Kinder gehabt, teilte die Stadtverwaltung mit.
Nach der Tat hatte die Frau ihrer Mutter eine Whatsapp-Nachricht geschickt, dass sie nicht mehr könne und dass die Kinder tot seien. Die Großmutter alarmierte daraufhin die Polizei. Zu einer psychischen Vorerkrankung der Mutter würden keine Erkenntnisse vorliegen, sagte der zuständige Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt.
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