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Musik gegen Panzerbauer

AktivistInnen von „Lebenslaute“ blockierten am Montag ein Rheinmetall-Werk in Unterlüß

Aus Göttingen Reimar Paul

Rund 100 Aktive des Musikernetzwerks „Lebenslaute“ haben am Montagmorgen für mehrere Stunden die Hauptzufahrten zum Rheinmetall-Werk in Unterlüß blockiert. An den vier Zufahrten zu der Fabrik in der Lüneburger Heide hätten sich noch vor 6 Uhr jeweils 25 bis 30 Musizierende zu „spielfähigen Ensembles“ zusammengefunden, gesungen und Instrumente gespielt, sagte „Lebenslaute“-Sprecherin Cornelia Weigel der taz.

Die „Konzertaufstellung“ habe Fahrzeuge und Angestellte von Rheinmetall daran gehindert, die Waffenfabrik und den Dienstplatz zu erreichen. „Lieferverkehr war nicht möglich“, sagte Weigel.

An allen vier Blockadepunkten erklang klassische und populäre Chor- und Instrumentalmusik. Die Polizei war vor Ort, schritt aber gegen die Blockierer nicht ein. Die Blockade wurde um 11 Uhr mit einem „offiziellen Ak­tions­konzert“ beendet. Dabei brachten die Musiker vor einem der Werkstore verschiedene Werke zu Gehör – von Bob Dylans „Masters of War“ bis zu Händels Friedensode.

„Hier in Unterlüß liegt die Hauptproduktionsstätte der Militärsparte Rheinmetall Defence“, sagte „Lebenslaute“-Co-Sprecher Marcus Beyer. Dort produziere Rheinmetall Waffen und Munition, Teile für Panzer und betreibe Europas größtes privates Waffentestgelände. „Wir sind hier, weil Rheinmetall, ausgehend von diesem Ort, Milliardengeschäfte mit dem Tod macht. Deutschland führt heute wieder Krieg, und Krieg beginnt auch in Unterlüß.“

Cornelia Weigel fügte hinzu, Rheinmetall- Produkte würden auch an repressive und nationalistische Regierungen geliefert. Beispielsweise habe die Türkei bei ihrem völkerrechtswidrigen Angriff auf die kurdische Region Afrin in Nordsyrien im Januar 2018 deutsche Leopard-Panzer mit Kanonen und Munition aus dem Hause Rheinmetall eingesetzt.

In Unterlüß befindet sich eine wichtige Produktionsstätte von Rheinmetall. Knapp 2.000 Menschen produzieren dort Waffen, Munition, Panzer und anderes Kriegsgerät. Die Schießanlage in Unterlüß gilt als das größte private Testgelände in Deutschland. Zuletzt erwirtschaftete Rheinmetall einen Umsatz von knapp 6 Milliarden Euro, die Hälfte davon in der Rüstungssparte.

Im Netzwerk „Lebenslaute“ musizieren Laien und Profis gemeinsam. Auftritte gibt es schon seit 1986 – an Orten „von denen Bedrohung ausgeht“. Dazu zählen Militärstützpunkten, Atomanlagen, Abschiebeflughäfen oder Kohlegruben.

Ein Teil der „Lebenslaute“-Leute besuchte am Montag noch die örtliche Gedenkstätte für Zwangsarbeiterinnen. In Unterlüß gab es in der NS-zeit ein „Arbeitserziehungslager“ der Gestapo, ein Außenlager des KZ Bergen-Belsen, ein Kriegsgefangenenlager und ein Lager für Säuglinge und Kleinkinder, deren Mütter Zwangsarbeit bei der damaligen Rheinmetall-Borsig AG leisten mussten.

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