: Über den Deppenrand
Kackwort des Jahres: Kontextkompetenz
Außer Rand und Band muss es am Ersten dieses Monats im weltweiten Netz zugegangen sein. Ein derart wortgewaltiges Schlagwortgewitter hat es im virtuellen Raum wohl seit Erfindung der Bibel online nicht mehr gegeben. Unter dem Hashtag „uncoveringblindspots“ ist es, ausgelöst von der neuen „Veranstaltungsreihe des Global Behavioral Economics Networks (GBEN), zu exponentiell Gequirltem und Verwirrtem gekommen, wie wir gestern einer Pressemitteilung entnehmen durften. Demnach trafen im Netz das geschäftstüchtige Gründungsmitglied des Wirtschaftsmagazins brand eins, der Vielschwadronierer Wolf Lotter und der Verhaltensökonom Gerhard Fehr aufeinander, der sich als Executive Behavioral Designer annonciert. Zum dabei ewig wiedergekäuten Sachverhalt Unübersichtlichkeit in „einer immer komplexeren Welt“ fiel den beiden turbokapitalistischen Schätzchen folgendes bahnbrechend Neues ein: „Ja, die Welt ist komplex. Um mit dieser Komplexität besser zurecht zu kommen, hilft es oft, über den Tellerrand zu schauen.“ Gefragt sei deshalb „die wichtigste Ressource unserer Zeit: Kontextkompetenz.“ Ist das so in „einer immer komplexeren Welt“? Oder braucht es hier nicht vielmehr hellsichtige Kompostkompetenz?
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