heute in bremen: „Dies ist das bestmögliche System“
Sonja Pannenbecker, 36, ist Referentin für Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Bremen.
Interview Marie Gogoll
taz: Frau Pannenbecker, was steckt hinter dem Nutri-Score?
Sonja Pannenbecker: Der Nutri-Score ist eine Nährwertkennzeichnung für verpackte und zusammengesetzte Lebensmittel sowie für Getränke. Er ist farblich gekennzeichnet und zeigt Werte auf einer Skala von A bis E an. A steht auf Lebensmitteln, die sich gut für den täglichen Verzehr eignen, E kennzeichnet Lebensmittel, die man nicht täglich oder nur in kleinen Mengen konsumieren sollte.
„Schnell gefunden und leicht verständlich“: Mit diesen Qualitäten wird der Nutri-Score häufig beworben. Wieso braucht es dann ein Online-Seminar dazu?
Der Nutri-Score soll zu November dieses Jahres in Deutschland eingeführt werden, noch liegt das Konzept zur Notifizierung bei der Europäischen Kommission vor. Der Score ist einfach abzulesen, trotzdem gibt es viele Verbraucher*innen, die genauer wissen wollen, was dahinter steht. Das Seminar ist dafür gedacht, Interessierten die Hintergründe zu erläutern.
Wie wird der Wert des Nutri-Scores berechnet?
Der Score wird durch einen Algorithmus berechnet. Verschiedene Inhaltsstoffe bekommen einen Punktwert. Positiv werden zum Beispiel Proteine, Ballaststoffe und Früchte bewertet, negativ gesättigte Fettsäuren, Zucker und Salz. Daraus bildet man eine Gesamtpunktzahl, die dann für eine Bewertung von A bis E steht.
Wie sind die Erfahrungen aus anderen Ländern?
In Frankreich wurde der Nutri-Score entwickelt, auch in anderen Ländern wie Belgien, Spanien und Portugal ist er bereits im Einsatz. Die Studienlage aus diesen Ländern zeigt, dass dies das bestmögliche System ist, um den Verbraucher*innen die Wahl zwischen Produkten zu erleichtern.
Online-Seminar „Lebensmittelkennzeichnung – Nutri-Score“: 18 Uhr. Der Link findet sich auf der Seite verbraucherzentrale-bremen.de
Gibt es Wege für die Hersteller, sich der Kennzeichnung zu entziehen?
Der Nutri-Score wird freiwillig sein. Wenn sich ein Hersteller allerdings dafür entscheidet, ein Produkt mit dem Nutri-Score zu kennzeichnen, muss das bei allen Produkten des Herstellers passieren.
Erwarten Sie bei Freiwilligkeit überhaupt eine große Beteiligung der Produzenten?
Zur Zeit zeigen sich einige Unternehmen aus Industrie und Handel sehr offen. Das stimmt uns optimistisch. Langfristig wäre natürlich ein einheitliches Vorgehen innerhalb der EU wünschenswert, das verpflichtend für alle Produkte gilt, die hier verkauft werden.
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