brief des tages:
Verordnung „Gassigehen“
„Gleiches Recht für alle“, taz vom 19. 8. 20
Im Vergleich der Probleme, mit denen unsere Gesellschaft ja nun reichlichst gesegnet ist, nehmen sich die von Julia Klöckner geplanten Vorschriften fürs bessere Hundedasein geradezu lächerlich aus; dabei ist die Aktion durchaus symptomatisch. Beim Hauptgeschäft im Metier beide Augen und Füße stillhalten, bei Nebensächlichkeiten – nichts gegen unsere vierbeinigen Favoriten – tüchtig trommeln und Pluspunkte sammeln! Aber wie unbedarft – oder dummdreist? – muss man eigentlich sein, um sich vor den wirklich katastrophalen Zuständen in der Massentierhaltung und auf Schlachthöfen die Augen zuzuhalten und sich stattdessen um Bellos Wohl zu kümmern! Als LANDWIRTSCHAFTsministerin! Und für wie dumm muss das Wahlvieh gelten, das bei solchen Paradestückchen ruhig bleibt und gefällig nickt? Vielleicht geben AmtsträgerInnen wie Klöckner ja quotenmäßig oder visuell ein nettes Bildchen ab, aber es braucht weiß Gott nicht mehr viele Klöckners, Scheuers, Seehofers usw., um auch das letzte bisschen Vertrauen in die Politik an den Nagel zu hängen.
Jutta Krauß, Eisenach
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