wortwechsel: Zu spitze Krisenberatung. Kanzlerkandidat für SPD
Politik hätte mehr Fachleute für Pandemiemaßnahmen einbeziehen müssen, Olaf Scholz ist Kanzlerkandidat. Ist das Satire, Lisa Eckhart? In Deutschland geht die Schule los
Breite Diskussion
„Astronomische Fehlrechnungen“,
taz vom 10. 8. 20
Auf diese Art von Berichterstattung warte ich seit März. Damals war sicher nicht absehbar, wie gefährlich Covid-19 tatsächlich ist, aber schon damals hätte man die Vorgehensweise differenzierter und unter Einbeziehung unterschiedlicher Wissenschaftsbereiche diskutieren können. Mahnende Stimmen von ganz seriösen Wissenschaftler*innen gab es genug. Um es gleich klarzustellen: Ich rede hier nicht irgendwelchen Verschwörungstheoretiker*innen das Wort. Im Gegenteil, man hätte dieser eigenartigen Ansammlung unterschiedlichster Coronaskeptiker*innen mit einer offenen und kontroversen Diskussion weitgehend der Nährboden entziehen können. Auch jetzt wäre eine breite Diskussion der Risiken und Nebenwirkungen von Corona hilfreich und notwendig und könnte einerseits der überängstlichen Virolog*innenhörigkeit und andererseits der aus Frustration entstandenen Abwehr gegenüber einfachen Vorsichtsmaßnahmen entgegenwirken.
Raimund Bornefeld, Oldenburg
Teschuwa – Umkehr
„Astronomische Fehlrechnungen“,
taz vom 10. 8. 20
Ich erkenne Sie nicht wieder. Ein vernünftiger Artikel, ist das echt? Sind Sie jetzt tatsächlich einmal aufgewacht? Ich bin gespannt, ob Sie so weiterschreiben? Ich finde es gut. Nach dem alten jüdischen Grundsatz, soll man jemandem, der umkehrt, die Hand reichen und nicht skeptisch sein. Also ich werde Ihre Zeitung morgen am Bahnhof kaufen. Danke für den Artikel! Ines Bartz, Idar-Oberstein
Merkels Makel
„Flugschamloser Scheuer“,
taz vom 12. 8. 20
Scheuer ist und bleibt der außerordentliche Makel in der Regierung Merkel. Und er gereicht auch CSU-Chef Markus Söder alles andere als zur Ehre. Der politische Totalausfall aus Bayern, zudem offensichtlich verantwortungs- und lernresistent, kostet uns 15.000 Euro im Monat. Von dem Steuergeld, das Scheuer per Maut-Debakel versenkt hat, ganz zu schweigen. Es muss uns also nicht wundern, dass der eigentlich längst nicht mehr tragbare Verkehrsminister bisweilen nicht nur schamlos missbräuchliche Politik verteidigt, sondern im wahrsten Sinne des Wortes ebenso unterwegs ist.
Kaum vorstellbar, dass ein Andreas Scheuer noch im Amt wäre, gehörte er mit seinem reaktionären Habitus nicht einer liberalkonservativen Partei an.
Ira Bartsch, Lichtenau-Herbram
Kein Korrektiv
„Astronomische Fehlrechnungen“,
taz vom 10. 8. 20
Ich denke, ich muss hier nicht die Kollateralschäden, die es schon lange gibt, faktisch aufzählen. Ich schaue mich um und weiß schon jetzt, dass sehr viele in diesem Jahr insolvent gehen werden. Ich sehe die Eltern von Freunden im Pflegeheim, die sich weiterhin in Isolationshaft befinden. Ich sehe die Kinder, die der Willkür von Staat und Beamten ausgesetzt sind und den ganzen Tag maskiert herumlaufen müssen.
Das alles und noch viel mehr, weil auch ihr nicht den Mumm hattet, eure Pflicht als echte Meinungsbildner und Korrektur zum Mainstream zu erfüllen.
Eylin Drews, Hamburg
Der richtige Zeitpunkt
„Der Mann mit der roten Krawatte“,
taz vom 10. 8. 20
Gibt es in diesen Pandemiezeiten überhaupt den richtigen Zeitpunkt, um Wahlkampf zu spielen? Möglicherweise hat die SPD von dieser ungeliebten Groko, längst schon die „Nase gestrichen voll“, dazu kommt dann noch dieser tägliche Dauerhickhack um und mit dem Coronavirus.
Wie es scheint, ist die SPD sehr stark geschwächt, will aber trotzdem etwas mit dieser „Nullkommanull-Chance“ wagen, um ihre „Wir möchten auch mal wieder Kanzler sein“-Parole zu proklamieren. Vielleicht will Olaf Scholz damit lediglich nur ein minimales Warnschüsslein in Richtung München abfeuern, um die bayerisch-königliche „Flottille Markus Söder“ etwas zu ärgern.
Klaus P. Jaworek, Büchenbach
Tschüss, SPD!
„SPD sagt Wahlkampf 2021 ab“,
taz vom 11. 8. 20
Ich sagte das immer schlechtere Abschneiden der SPD bei allen Wahlen der letzten Jahre voraus. Gestützt auf meine These, dass SPD-Wähler nicht blöd sind und nicht vergessen haben, wer „Hartz IV“ erfunden hat.
Die SPD hat alle Wahlen der letzten Zeit mit ihren konservativen SPD-Kandidaten verloren. Ich erkenne nicht, dass die SPD aus den Fehlern lernt. Stattdessen wird jetzt wieder ein Agenda-2010-Träger als Kandidat vorgestellt. Warum hat die SPD-Basis eigentlich einen eher linken Vorstand gewählt?
Udo Siebrasse, Gelsenkirchen
Worthülsen
„Aber dafür ist er solide“,
taz vom 11. 8. 20
Liebe Gesine Schwan, ich bin entsetzt. Wieder einmal. Wie Sie als Vertreterin Ihrer SPD Worte in den Mund nehmen, um alles schön- und wegzureden. „Die Agenda ist nun wirklich verabschiedet.“ „Die Agendapolitik ist vorbei.“ Von Worthülsen werden die Menschen auch heute nicht satt. Die Betroffenen müssen auch heute die demütigenden Prüfungen des Jobcenters über sich ergehen lassen. Es wird ihnen der Anspruch auf Grundrente verweigert. Leiharbeit, Werksverträge bestimmen das Bild. Die Liste ist unendlich. Und Sie kommen mir damit: „Die Agenda ist vorbei.“ Dabei ist sie nur eine weitere Leiche unter den Teppichen der SPD. Ich bin wütend. Diese Worte aus dem Mund der Vorsitzenden der SPD-Grundwertekommission zu hören. Worte und Werte sind nichts ohne Taten. Nicht am Denken wird der Mensch gemessen. Sondern an den Taten. Ich habe die leeren Worte satt. Ich werde diese Ihre SPD auch dieses Mal nicht wählen.
Dorit Milkau, Albstadt
Satire? Hetze?
„Vergrößern ist nicht spiegeln“,
taz vom 12. 8. 20
Ich gehöre nicht zu den „aufgescheuchten Lisa-Eckhart-Fans, die jetzt Zensur! krächzen“. Aber in den wenigen Darbietungen, die ich von Eckhart im TV gesehen habe, hatte ich nie das Gefühl, es handele sich bei ihren Stereotypisierungen um die undistanzierte Wiedergabe von Vorurteilen. Vielmehr hab ich es als ironische Übertreibungen wahrgenommen. Drastifizierung und Übertreibung sind innerhalb eines hier natürlich vorauszusetzenden selbstverständlichen Wertekonsens zwischen Erzähler und Hörer doch Stilmittel der Erzeugung kritischer Distanz.
Wolfram Hasch, Berlin
Schulbeginn
„Die große Rückkehr“,
taz vom 11. 8. 20
Es ist wirklich ein Trauerspiel, wie die Kultusbürokratie die Sommerferien verschnarcht hat. Einzige „Idee“ war wohl die Rückkehr zum möglichst Normalen; und dazu ist ihr außer „ein bisschen was mit Masken und Abstand“ nichts eingefallen. Einigermaßen hygienische Verhältnisse ließen sich in kleinen Gruppen, also höchstens halben Klassen, herstellen.
Zigtausende Studierende, auch Lehramtsstudenten, haben ihre Nebenjobs verloren und wären sicher dankbar, wieder arbeiten zu können. Ein denkbarer Weg wäre zum Beispiel, die geteilten Klassen drei Stunden täglich intensiv durch ausgebildete Lehrkräfte zu unterrichten. Weitere drei Stunden gibt es zur Aufarbeitung des Stoffs und zum Üben in Kleingruppen unter studentischer Anleitung. Die Studenten hätten wieder Geld. Die Schüler erhielten qualifizierten Präsenzunterricht, und die Eltern wären entlastet.
Martin Heberlein, Würzburg
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