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Chef der Gruppe 2

Beim FC Bayern übernimmt Miroslav Klose nun größere Verantwortung. Er ist als Assistenztrainer für die Neuzugänge, insbesondere für Leroy Sané zuständig

Aus München Maik Rosner

Gerade ist wieder oft die Rede vom Campo Bahia, von jenem legendären Quartier der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2014 im brasilianischen Küstendorf Santo André, in das der DFB-Tross regelmäßig mit einer kleinen Fähre übersetzte. Dass nun so oft ans Campo Bahia erinnert wird, hat viel damit zu tun, dass Hansi Flick damals dabei war als Assistent von Bundestrainer Joachim Löw. Und ebenso mit dem derzeitigen Quartier des FC Bayern in Lagos, das nun der Cheftrainer Flick mit seiner Mannschaft zur Vorbereitung aufs Viertelfinale des Final-Turniers der Champions League gegen den FC Barcelona am Freitag in Lissabon nutzt.

So beschaulich wie damals geht es nicht zu im Cascade Wellness Resort, in dem die Münchner bis Donnerstag noch logieren. Die Anlage an der Algarve-Küste ist weitläufig und mondän sowie eingebettet in die städtische Peripherie von Lagos.

Auf dem Trainingsplatz in Santo André hatte Klose 2014 an seinem 36. Geburtstag mit Pataxó-Indianern getanzt. Derzeit gibt der 42-Jährige an der Säbener Straße in München den Häuptling als „Cheftrainer der Trainingsgruppe 2“. Flicks neuem Assistenten kommt die Aufgabe zu, die daheim gebliebenen Spieler und vor allem die Zugänge zu trainieren, die fürs Turnier der Champions League nicht spielberechtigt sind. Neben Alexander Nübel, Tanguy Nianzou und Adrian Fein gilt Kloses Aufmerksamkeit vor allem dem Königstransfer Leroy Sané.

Klose tritt dabei keinesfalls so ruhig auf wie außerhalb des Fußballplatzes. Mit energischen Kommandos leitet er das Training und setzt auch mal selbst zu einer kompromisslosen Grätsche an. Als früherer Weltklassestürmer nutzt der Weltmeister von 2014 seine natürliche Autorität dafür, Sané deutlich zu erklären, dass dieser gerade den falschen Laufweg gewählt habe, wie die Bild-Zeitung beobachtete hatte.

„Ich bin überzeugt davon, dass unsere Stürmer von ihm als Trainer profitieren“

Karl-Heinz Rummenigge über Miroslav Klose

Es ist für Klose die erste Trainerstation im Erwachsenenbereich. Zuvor hatte er zwei Jahre lang die U17 des FC Bayern als Chefcoach angeleitet. Eine frühere Beförderung lehnte er ab, nachdem im Verein im Sommer 2019 für ihn der Aufstieg zur U19 angedacht worden war. „Ich möchte lernen, ich bin noch nicht so weit“, erklärte Klose damals seine Absage. Nun sagte er nach seinem Antritt als Flicks Assistent Ende Juli, dies sei „der nächste Schritt in meiner Laufbahn als Trainer“. Zunächst nur für ein Jahr wurde die Zusammenarbeit vereinbart, nebenbei nimmt Klose am Fußballlehrer-Lehrgang teil.

Seine Rolle beim FC Bayern ist die des spezialisierten ­Personal-Coaches. Vor allem um die Stürmer soll sich Klose ja kümmern und dafür sorgen, dass Sané bestens vorbereitet in seine erste Münchner Saison geht. „Es ist genau so, wie wir uns das vorgestellt haben“, lobte Flick bereits, wie sich Klose einbringt. Aktuell sei dessen Aufgabe „zu gewährleisten, dass die Jungs, die zu Hause bleiben, ein sehr gutes Training haben“. Wenn Flick und sein Team zurück sind, wird sich Klose auch wieder Robert Lewandowski widmen, mit dem er zuletzt gleich bei der ersten gemeinsamen Einheit das Gespräch gesucht hatte. „Ich bin überzeugt davon, dass insbesondere unsere Stürmer von ihm als Trainer profitieren werden“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Aus der Ferne blickt Klose natürlich auch nach Portugal, und wenn es am Freitag für die Bayern gegen Barcelona und Lionel Messi um den Einzug ins Halbfinale geht, wird Klose am Fernseher vor allem bei Lewandowski genau hinsehen. Es gibt ja durchaus noch eine Parallele zu 2014. Der in Polen geborene Klose löste in Brasilien den Brasilianer Ronaldo als bis heute amtierenden WM-Rekordtorschützen (16 Tore) ab. Der Pole ­Lewandowski könnte nun in Portugal den Portugiesen ­Cristiano Ronaldo (17 Tore, 2013/14) in der Champions League ablösen. Derzeit steht Lewandowski bei 13 Treffern. Mitgenommen nach Portugal hat er auch ein paar Tipps von Klose. Vielleicht hilft ja der Geist von ­Lagos noch ein bisschen mit.

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