Nächster Akt im Tarif-Theater

STREIK 250 nichtkünstlerische Mitarbeiter der niedersächsischen Staatstheater in Oldenburg und Braunschweig demonstrieren gegen Lohnkürzungen. Ein ganzes Jahr schon dauert ihr Arbeitskampf

Mehrere Stücke mussten mit reduzierter Beleuchtungstechnik auskommen

Das Berufsfeld der Demonstranten lädt zu Wortspielen ein: „Theater können Sie haben“ oder „Kein Kasperletheater mit uns“ steht auf den Transparenten, die die rund 120 Beschäftigten der niedersächsischen Staatstheater in Oldenburg und Braunschweig am Donnerstag in Oldenburg mit sich führten. Seit Beginn der Spielzeit befinden sich rund 250 nichtkünstlerische Mitarbeiter der beiden Häuser im unbefristeten Streik.

Ihnen geht es vor allem um die Beibehaltung der von Kürzungen bedrohten Theaterbetriebszulage (TBZ), mit der die regelmäßige Nacht- und Wochenendarbeit abgegolten wird und die bis zu 22 Prozent des Grundlohns ausmacht. Der seit einem Jahr andauernde Arbeitskampf habe Auswirkungen auf den Betrieb der Häuser, sagt Werner Ulferts, Sprecher der Oldenburger Beschäftigten – so mussten mehrere Stücke mit reduzierter Beleuchtungstechnik oder ohne Requisite auskommen.

Dies liege zwar nur zum Teil am Streik, relativiert die Oldenburger Staatstheater-Sprecherin Sylvia Fritzinger, gleichwohl sei die Situation für die Theaterleitung schwierig. Man arbeite mit Behelfsmaßnahmen und engagiere Fremdfirmen: „Das ist teuer und tut weh“, sagt Fritzinger. Dabei schien eine Lösung in greifbarer Nähe: In einem Sondierungsgespräch im September habe man sich auf einen Kompromiss mit dem Finanzministerium einigen können, sagt Ver.di-Sprecher Holger Knackstedt. Das Kulturministerium als Arbeitgeber habe dann aber ein als deutlich schlechter angesehenes Angebot abgegeben. „Da fehlt jede Wertschätzung der Beschäftigten von Seiten der Landesregierung“, ärgert er sich. Knackstedt weist darauf hin, dass es in anderen Bundesländern Abschlüsse gebe, und zwar mit Zustimmung der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL). „Warum das bei uns nicht geht, ist mir schleierhaft.“

Der Streik geht daher zunächst bis zur nächsten Verhandlungsrunde weiter. Zumindest sehe das Oldenburger Publikum die Angelegenheit nach wie vor „relativ entspannt“, sagt Fritzinger, dennoch wünsche sich auch die Theaterleitung eine baldige Lösung des Konfliktes: „Dann könnte vielleicht endlich mal wieder das Künstlerische im Mittelpunkt stehen.“ MAIK NOLTE