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heute in hamburg„Sucht ist nichts, wofür man sich schämen muss“

Mahnwache zum Internationalen Gedenktag für Drogentote: 18.30 Uhr, Rathausmarkt

Interview Laura Strübbe

taz: Herr Schlosser, 1.398 Menschen sind im vergangenen Jahr in Deutschland durch den Konsum illegaler Drogen gestorben. Wird das gesellschaftlich reflektiert?

Marc Schlosser: Die Zahl kommt in der Gesellschaft an. Die Probleme, die daran knüpfen, aber nicht. Einzelschicksale werden ausgeblendet und dadurch kann das Gesamtbild gar nicht wahrgenommen werden. Nicht einmal dieser Gedenktag kann daran etwas ändern.

In wie vielen Fällen wäre ein Drogentod vermeidbar gewesen?

Wahrscheinlich in den meisten Fällen. Ich kann die Beweggründe derer, die exzessiv Drogen konsumieren, gut nachvollziehen. Aus meiner Erfahrung wäre den meisten mit Aufklärung geholfen. Ich als Ex-Junkie habe damals viel zu spät von solchen Hilfsprogrammen erfahren und deshalb viel zu lange gelitten. Es braucht mehr ehrliche Aufklärung und wesentlich mehr Geld für unterstützende Einrichtungen.

Obgleich noch niemand an einer Überdosis THC gestorben ist, veranstaltet Ihre Hamburger Ortsgruppe des Hanfverbands eine Mahnwache zum Gedenken an Drogentote. Wie passt das zusammen?

Wir sind lange verfolgt worden und werden es immer noch. Und auch wenn kein Cannabis-­Konsument stirbt, so haben wir doch mit den gleichen gesellschaftlichen Problemen zu kämpfen. Wir verstehen, was es heißt von der Gesellschaft im Stich gelassen zu werden. Aber Drogensucht ist nichts, wofür man sich schämen muss.

Sie fordern neben sozialer und medizinischer Hilfe heute auch ein, dass Wohnen als Menschenrecht wahrgenommen wird.

Marc Schlosser 33, ist Sprecher der 2018 gegründeten Ortsgruppe Hamburg des Deutschen Hanfverbands.

Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, dass eine Notwendigkeit darin besteht, den Menschen schnellstmöglich zu helfen – mit Wohnprogramm und Medikamenten für zu Hause. Die meisten haben diese neuen Privilegien nicht missbraucht. Es besteht Handlungsbedarf und das auch über die Krise hinaus.

Könnte eine liberalere Drogenpolitik etwas daran ändern, dass Drogenkonsument*innen nicht mehr von der Gesellschaft verstoßen werden?

Die Strafverfolgung ist das schrecklichste Mittel, um jemanden zu einem Entzug zu zwingen. Keine Institution kann von außen anregen, dass in meinen Kopf der Groschen fällt und ich begreife, ein Entzug ist nötig. Erst einmal muss eine Vertrauensbasis zur Gesellschaft wieder aufgebaut werden. Wenn man nicht glaubt, dass man Hilfe bekommt, warum sollte man sie sich dann holen?

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