plätze in bremen
: „Das wareine echte Leistung“

Foto: C.Münch

Henning Bleyl 51, Geschäftsführer der Heinrich Böll-Stiftung Bremen.

Interview Selma Hornbacher-Schönleber

taz: Herr Bleyl, weshalb braucht Bremen einen Mudder-Cordes-Platz?

Henning Bleyl: Es geht um zwei Dinge: Erstens um die Aufwertung von öffentlichem Raum. Zweitens sind von über 5.300 Plätzen und Straßen in Bremen nur knapp 90 nach Frauen benannt: Frauen müssen mehr berücksichtigt werden. Und zwar Frauen aus diversen Milieus: Metta Cordes war ja bitterarm. Außerdem geht es exemplarisch um eine Kernfrage von Stadtentwicklung: Findet es Akzeptanz, dass öffentlicher Raum auf Kosten von Parkplätzen aufgewertet wird?

Wer war Metta oder Mudder Cordes?

Ihr Taufname war Metta, aber später wurde sie von allen nur „Mudder“ genannt. Sie hat ihre Mitmenschen durch ihren Selbstbehauptungswillen beeindruckt: Als sie früh verwitwete, hat sie sich mit einem Gemüsewagen durchgeschlagen. Ein sehr mühseliges Geschäft. Irgendwann hat sie zum Karrenziehen einen Hund geschenkt bekommen, später den Esel Anton, mit dem sie ein festes Gespann wurde. Sie war ein „Original“, das man kannte und hat sich als Frau ökonomisch auf eigene Füße gestellt. Das war eine echte Leistung.

Was versprechen Sie sich von einem Platz am City-Rand?

Man kann das als Puzzlestrategie betrachten: Kleine Plätze müssen ansprechender gestaltet werden, um die Innenstadt auch in ihren Randbezirken aufzuwerten. Das ist eine kleinteilige Arbeit, aber sie lohnt sich! Die Innenstadt ist nämlich viel mehr als nur die Obernstraße. So ein Platz würde bedeuten, dass die Menschen sich dort treffen können. Ein Netz von grünen Inseln in der Innenstadt könnte auch die Nachbarschaft reaktivieren.

Wie soll der Platz gestaltet werden?

Da will ich nicht vorgreifen: Ich fände es spannend, da eine offene Ideensammlung zu haben: Mein Vorschlag wären Pflanzkästen. Urban Gardening – das stände dann auch in der Tradition von Mudder Cordes’Gemüseverkauf.

Die Heinrich Böll Stiftung Bremen dient der politischen Bildung. Wie passt dazu das Projekt mit dem Mudder-Cordes-Platz?

Das steht exemplarisch für mehrere unserer Arbeitsfelder: Stadtentwicklung, Feminismus und Sozialpolitik. Wir beteiligen uns gerade auch an einem Filmprojekt, in dem es um alleinstehende Frauen der ersten Einwanderungsgeneration geht. Die sind besonders von struktureller Altersarmut betroffen und es gibt in ein paar Fällen direkte Parallelen zu Mudder Cordes’Leben.