James Brown in Slow Motion

Flaschenweise Whiskey, 20 Zigaretten pro Tag und eine unüberwindbar tiefsitzende Schwermut: So klingt die Stimme des Soulsängers Charles Bradley. Seine rauen Lieder vom geplatzten Amerikanischen Traum und dem brutalen Leben in den Straßen Brooklyns, wo Bradley in armen Verhältnissen aufgewachsen ist, tanzen mal über einen Funkbeat, mal dehnen sie sich über langatmige Soul-Gerüste. Jahrelang hat er als Koch in Kalifornien gejobbt, hat dann alles geschmissen und ist zurück nach New York gezogen, um in Nachtclubs eine James Brown-Tribute-Show aufzuführen. Ja, der Vergleich liegt nahe, doch Charles Bradley ist lange kein Imitator mehr, er hat James Brown so sehr verinnerlicht, dass eine verlangsamte Version des Godfather of Soul bei jeder Bühnenperformance wiederauferstanden scheint. Im Alter von 62 Jahren hat Charles Bradley letztes Jahr sein erstes Album veröffentlicht und ist nun mit seiner außerordentlichen Live-Band The Extraordinaires auf Tour. Heute Abend spielt er im Astra Kulturhaus. FAY

■ Charles Bradley and His Extraordinaires: Astra Kulturhaus,Revaler Str. 99. Mittwoch, 21 Uhr. 23 Euro.