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: Polizeigewalt dokumentieren

Gestern veröffentlichte die taz vier Protokolle von Menschen, die ihre Gewalterfahrungen auf der Berliner Demo gegen rassistische Polizeigewalt am Sonntag schilderten. Die Online-Version („Hör auf zu zappeln“) wurde schnell zum meistgelesenen Text auf taz.de, in zahlreichen Kommentaren äußerten Leser:innen ihre Betroffenheit, Anteilnahme und Wut. Einige stellten aber auch kritische Fragen an die taz. Die subjektiven Angaben der Betroffenen seien „nicht nur nicht überprüft“ worden, sondern ihre Veröffentlichung zeige „dass man selbst jegliches kritisches Denken dazu vermissen lässt.“, sagte ein User. Ein anderer fragte nach Erfahrungsberichten von Polizeibeamten.

Die Kontroverse begrüßen wir, denn sie wurde hart, aber fair geführt. Wie bei jeder Recherche haben wir vor der Veröffentlichung diskutiert, Fragen gestellt, Stellungnahmen bei der Polizei angefragt und das Bildmaterial eingehend geprüft. Das gehört zum journalistischen Handwerk.

Die taz ist auch ein Medium, das Menschen eine Plattform bietet, deren Sichtweise und Lebensrealität keine große Institution hinter sich weiß, von keiner mächtigen Lobby unterstützt wird oder die im medialen Raum im Übermaß vertreten sind. Polizeivertreter oder schwäbische Innenminister haben in der Regel weniger Probleme, im öffentlichen Diskurs durchzudringen als einzelne Demonstrierende. Wir werden an den geschilderten Fällen dran bleiben und ihre juristische Aufarbeitung beobachten: im Sinne einer nachhaltigen Berichterstattung.

Sunny Riedel