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So physisch wie möglich, so virtuell wie nötig

Die Buchbranche spielt gerade die Möglichkeiten durch, wie die Frankfurter Buchmesse dieses Jahr stattfinden könnte

Fertige Konzepte kann niemand aus der Tasche ziehen. Wie auch?

Ende der kommenden Woche, so war zuletzt der Stand, soll entschieden werden, ob die diesjährige Frankfurter Buchmesse stattfinden wird – und wenn ja, wie sie stattfinden wird. Der Druck auf die Entscheidungsträger ist derzeit gewaltig. Die Probleme und die Unwägbarkeiten aber sind es auch. Niemand kann sich eine Messe vorstellen, wie sie zuletzt stattgefunden hat, mit Gedränge in den Messehallen, weinseligen Partys, auf denen man sich näherkommt, und Promi-AutorInnen zum Anfassen. Aber das muss ja nicht bedeuten, dass man dieses wichtige Ereignis für die Buchbranche ganz ausfallen lassen muss. Und bis zum 13. Oktober ist ja auch noch Zeit.

Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) gibt sich gegenüber dpa jedenfalls entschlossen: „Im Moment kämpfen wir aktiv um die Frankfurter Buchmesse“, sagt er. „Wir werden alles tun, damit diese bedeutende Messe stattfinden kann.“ Er schlägt vor, mit zusätzlicher Fläche mehr Abstand zu ermöglichen. In der Vergangenheit seien nicht alle Hallen benutzt worden, „wir haben jetzt die Möglichkeit, Quadratmeter dazuzunehmen.“ Diese Flächen würden der Buchmesse auch nicht zusätzlich in Rechnung gestellt. „Damit nehmen wir der Buchmesse ein Stück des Risikos ab.“

Die Buchbranche ihrerseits spielt, etwa in einer Umfrage des Branchenmagazins Börsenblatt unter Verlegerinnen und Verlegern, gedanklich mögliche Hybridformen aus möglichst vielen Ereignissen mit physischer Präsenz und virtuellen Veranstaltungsformaten durch. Constanze Neumann, Literaturchefin des Aufbau-Verlages, hält etwa eine wirksame Inszenierung der wichtigen, die Messewoche gleichsam einrahmenden Preise – Deutscher Buchpreis, Friedenspreis – für unerlässlich. Christian Schumacher-Gebler, CEO der deutschen Bonnier-Gruppe, sagt: „Wir sind meines Erachtens gut beraten, uns in diesem Jahr gedanklich von den klassischen Messeständen zu verabschieden und über Alternativen nachzudenken.“

Der Wille, zur Not dann eben eine abgespeckte digitale Buchmesse stattfinden zu lassen, ist da – fertige Konzepte kann aber niemand aus der Tasche ziehen. Wie auch? Diskutiert wird offenbar sogar, den Gastlandauftritt Kanadas, auf den sich so viele freuten, um ein Jahr zu verschieben. Kernaufgabe für Verlagsmanager gerade: mit Unsicherheit umgehen lernen. (drk)

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