Erster Erfolg bei Coronatherapie

Nach Notfallzulassung in den USA interessiert sich auch die EU für das Ebola-Medikament Remdesivir

Das antivirale Mittel Remdesivir hat in den USA eine Sonderzulassung für die Behandlung von Coronavirus-Patienten erhalten. Die Arzneimittelbehörde FDA stellte am Freitag eine Notfallgenehmigung für den Einsatz des Wirkstoffs gegen Covid-19 aus, wie US-Präsident Donald Trump ankündigte. Zuvor hatte eine klinische Studie laut vorläufigen Ergebnissen gezeigt, dass Remdesivir die Genesungsdauer von Coronapatienten verkürzt.

Laut FDA darf das vom US-Pharmakonzern Gilead hergestellte Mittel fortan bei Erwachsenen und Kindern eingesetzt werden, die im Krankenhaus wegen einer schweren Covid-19-Erkrankung behandelt werden. Von einer schweren Erkrankung spricht die FDA bei einem geringen Sauerstoffgehalt im Blut und der Notwendigkeit einer Sauerstofftherapie oder eines Beatmungsgeräts.

Die Behörde betonte, es gebe bislang nur „begrenzte Informationen“ über Sicherheit und Wirksamkeit des Medikaments, verwies aber auf die klinische Studie. Das Nationale Institut für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID) hatte am Mittwoch vorläufige Ergebnisse zu der Studie mitgeteilt, an der 1063 Covid-19-Patienten in den USA, in Europa und Asien teilgenommen hatten. Demnach verkürzte das ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelte Remdesivir die Genesungsdauer der Patienten um rund 30 Prozent. Die mit Remdesivir behandelten Patienten benötigten den Angaben zufolge im Mittelwert elf Tage bis zur Genesung. Patienten, die ein Placebo erhielten, benötigten dagegen 15 Tage.

Weniger eindeutig waren die Ergebnisse allerdings in der Frage, ob das Mittel auch die Sterblichkeit von Patienten senken kann. Bei Remdesivir lag die Sterblichkeit bei acht Prozent, in der Kontrollgruppe bei 11,6 Prozent. Der Unterschied ist zu gering, um ihn eindeutig dem Medikament zuzuschreiben.

Auch die EU erwägt nun nach schwedischen Angaben eine Zulassung von Remdesivir zur Behandlung von Corona-Infektionen. Eine Prüfung laufe mit hoher Priorität in der EU und eine Entscheidung könne „in einigen Tagen“ fallen, sagte Charlotta Bergqvist, die bei der schwedischen Arzneimittelbehörde die Abteilung für Infektionskrankheiten leitet.

Im Kampf gegen die Pandemie werden mehrere Medikamente getestet, unter anderem die Malaria-Mittel Hydroxychloroquin und Chloroquin. Außerdem wird mit Hochdruck an Impfstoffen gearbeitet. Auf einer internationalen Geberkonferenz wollen am Montag Regierungen, Pharmaunternehmen und private Stiftungen dafür neue Gelder eintreiben. „Heute fehlen für die Entwicklung eines Impfstoffs noch geschätzt etwa acht Milliarden Euro“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel und kündigte an, Deutschland werde sich „mit einem deutlichen finanziellen Beitrag beteiligen“. (afp, ap, dpa)