Krisen-Check: Conradie vermisst Klimagerechtigkeit
Eigentlich hätte ich jetzt, ohne Corona, Fundraising-Events für meine Organisation „Artivists“ gehabt. Ich habe sie gegründet, weil ich Kunst als Protestform nutzen und so Menschen in die Klimabewegung einbinden will. Stattdessen hatte ich ein Meeting für den Jugend-Thinktank, den ich ebenfalls initiiert habe. Dort arbeiten wir mit verschiedenen großen Firmen fossiler Energien hier in Südafrika daran, ihre Geschäftstätigkeit umweltfreundlicher zu gestalten. Ich schreibe sie per E-Mail an und mache deutlich, dass wir ihnen nicht schaden, sondern mit ihnen zusammenarbeiten wollen. Bei einer der Firmen hat es ein Jahr bis zum ersten persönlichen Treffen gedauert. Jetzt arbeiten wir zusammen.
Angefangen, mich in der Klimabewegung zu engagieren, habe ich im vergangenen Mai. Ich organisierte einen nationalen Schulstreik. Dieses Jahr wollten wir wieder einen Klimastreik ausrufen, aber Corona hat die Pläne gestoppt. Es ist hier wirklich schwer, den Leuten klar zu machen, dass die Klimakrise ein riesiges Problem für uns alle ist und wir jetzt sehr schnell handeln müssen. Ich glaube, woher wir kommen, definiert, wie wir Probleme betrachten und verstehen. Hier in Südafrika leben die Reichsten direkt neben den Ärmsten. Darum, denke ich, sieht die Jugend in Afrika Klimathemen oft anders als Europäer*innen oder „der Westen“, wie wir ihn nennen. Aktivist*innen vom afrikanischen Kontinent liegt viel an sozialer Gerechtigkeit, da wir Ungleichheit an jeder Ecke sehen. Uns geht es in der Klimabewegung um Klimagerechtigkeit.
Unsere größte Sorge im Land ist Dürre. Vergangenes Jahr deklarierte die UN zwei Regionen zu „nationalen Desaster-Zonen“. Es gab vier Monate lang kein Wasser. Weder in Flüssen noch aus dem Wasserhahn. Dabei haben wir eigentlich genug Wasser, doch weil die Infrastruktur fehlt, verlieren wir rund 40 Prozent davon. Vor allem die ländlichen Regionen und Bauern sind davon betroffen. Wenn wir jetzt nicht schnell handeln, werden viele Menschen hier ihre Lebensgrundlage verlieren.
Protokoll: Céline Weimar-Dittmar
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