piwik no script img

das ding, das kommt75 Jahre Laufzeit

Foto: Komplexe Geschichte: An die Befreiung des (doppelten) Lagers Bergen-Belsen erinnert jetzt eine israelische BriefmarkeFoto: Organisation der Bergen-Belsen-Überlebenden in Israel

Tausende unbestattete Leichen. Daneben drängen sich Menschen, mehr tot als lebendig, in den Baracken: Ein Bild, das sich britischen Soldaten 1945 bietet, bei der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen nahe Celle. Am 15. April, hat sich das Ereignis zum 75. Mal gejährt.

Bergen-Belsen ist nicht nur das flächengrößte Konzentrationslager auf deutschem Boden gewesen und das, in dem unter anderem Anne Frank ermordet wurde. Es ist auch das einzige Lager, das nach der Befreiung in ein Camp für „Displaced Persons“ (DP) umgewandelt wurde: Diesen Status verliehen die Alliierten noch lebenden KZ-Häftlingen. Die meisten DP kehren in ihre Herkunftsländer zurück, es blieben vor allem Jüd*innen sowie nicht jüdische Pol*innen: In den Jahren bis 1950 leben im DP-Camp Bergen-Belsen zeitweilig bis zu 12.000 Schoah-Überlebende.

„Open the gates of Palestine!“– die Forderung, nach Palästina einreisen zu dürfen, wurde 1945 laut, auf dem ersten Kongress der Überlebenden in Bergen-Belsen. Sie steht auch auf der neuen israelischen Briefmarke, die jetzt ans Geschehen vor 75 Jahren erinnert. Lange dafür gekämpft hat Arie Olewski, selbst Sohn eines Bergen-Belsen-Überlebenden und heute Mitglied der Organisation der Bergen-Belsen-Überlebenden in Israel.

Mehr als ein Postwertzeichen: Die Briefmarke ist eine Hommage an das DP-Camp. Denn die Doppelfunktion des Lagers ist Olewski zufolge ein Kapitel, das in den Tiefen der Geschichte zu verschwinden droht.

Der Öffentlichkeit in Deutschland vorgestellt werden sollte die Marke an diesem Sonntag – coronabedingt kann die Veranstaltung nicht stattfinden. Das hat auch damit zu tun, dass die eingeladenen Überlebenden nicht anreisen können; so geht es auch anderen KZ-Gedenkstätten.

Einen Kranz legen am Sonntag Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), die Landesminister Bernd Althusmann (CDU) und Grant Hendrik Tonne (SPD) sowie Landtagspräsidentin Gabriele Andretta und der Vorsitzende des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden, Michael Fürst, nieder.

Michelle Bauermeister

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen