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corona in hamburg„Hier dürfen wir uns noch frei bewegen“

Jonas Fischer, 30, ist Geschäftsführer von Rad Race. Er veranstaltet heute die Aktion „Hamburg 250“.

Interview Michelle Bauermeister

taz: Herr Fischer, wollen Sie damit provozieren, dass Sie in der Zeit der Corona-Beschränkungen die Außengrenze von Hamburg mit dem Fahrrad abfahren?

Jonas Fischer: Nein, das ist keine Provokation. Es ist eher ein spaßiger Umgang damit, dass für uns weiterhin wichtig ist, an der frischen Luft zu sein. Es ist wichtig, begrenzte soziale Kontakte trotzdem zu pflegen, um auch die mentale Gesundheit instand zu halten.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Die Idee ist entstanden, da einige Radfahrer:innen Probleme bekommen haben mit der Polizei Schleswig-Holstein. Sie werden angehalten, zurückgeschickt und müssen teilweise 500 Euro bezahlen. Wir wollen nicht nur 20 Kilometer in Hamburg fahren. Wir fahren einmal an der Grenze entlang, ohne diese zu überschreiten, und müssen deswegen keine 500 Euro bezahlen.

Wie viele Radler:innen werden an der Aktion teilnehmen?

Wir sind zu viert. Da man nicht zu viert draußen sein darf, haben wir entschieden, dass zwei im Uhrzeigersinn und zwei gegen den Uhrzeigersinn fahren.

Sie gehen das Risiko ein, in eine Polizeikontrolle zu geraten.

Wir überschreiten nicht die Grenze. Wir bleiben im Bundesland Hamburg. Hier dürfen wir uns noch frei bewegen. Wir dürfen rausgehen, Sport machen und uns mit einer weiteren Person umgeben. Deswegen sehen wir keinen Grund, wofür wir belangt werden sollten.

Finden Sie die derzeitigen Maßnahmen nachvollziehbar?

Ja und Nein. Ich denke, in der aktuellen Lage ist es wichtig, als Gesellschaft gemeinsam Maßnahmen durchzuführen. Es zeigt keine Wirkung, wenn sich einige daran halten und andere nicht. Ich sehe solche Themen wie Versammlungsverbote aber als sehr kritisch an. Man muss stark hinterfragen, ob solche Vorgaben in Zukunft wieder abgebaut werden oder sie bestehen bleiben und damit Freiheitsrechte einschränken. Das ist eine große Frage, die diskutiert werden muss.

Welche Botschaft wollen Sie vermitteln?

Die Botschaft heißt ganz einfach: Lasst euch nicht von dem Virus und den Einschränkungen unterkriegen. Die gesetzte Grenze ist nicht nur eine Grenze der Regularien. Für uns ist sie in diesem Fall eine physische Grenze, die es gibt. Im Vordergrund stehen das Radfahren, es sich dabei gut gehen zu lassen und die Grenzen auszuloten.

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