Immer an der Wand lang

FESTIVAL La Strada verwandelt zum 18. Mal die Bremer Innenstadt in eine Freiluftbühne mit insgesamt rund 130 Shows von 25 Gruppen. Schwerpunkt ist die deutsche Szene

„Durch bessere Ausbildung und stärkere internationale Vernetzung haben die Kreativen der Szene eine hohe Professionalisierung erfahren“

Festivalleitung La Strada

VON ANDREAS SCHNELL

Dem amerikanischen Musiker Frank Zappa wird wie einigen anderen Menschen der Ausspruch zugeschrieben, über Musik zu reden sei wie über Architektur zu tanzen. Davon abgesehen, dass sich über Musik trefflich plauschen lässt, ist auch die andere Hälfte des Satzes nicht ganz wahr. Die französische Compagnie Retouramont zeigt am Donnerstagabend in Bremen, dass es sehr wohl möglich ist, über Architektur zu tanzen. Und das auch noch in der Vertikalen! Ihr Stück „La Danse des Cariatides“ erzählt, wie die Karyatiden, also Skulpturen weiblicher Figuren, die in der Architektur Säulen oder Pfeiler ersetzen, zum Leben erwachen und wie schwerelos an der Fassade des Künstlerhauses auf dem Gelände des Bremer Güterbahnhofs tanzen.

Mit dieser spektakulären Inszenierung beginnt am Donnerstag kommender Woche das Straßentheaterfestival „La Strada“ in Bremen, nachdem Bella Mare und die Beachbuben das Publikum auf dem Marktplatz in einer Art „soft opening“ in Festivalstimmung gebracht haben. Vier Tage lang ist die Innenstadt zwischen Obernstraße und dem Altenwall eine Bühne für Artisten, Clowns, Performance-Künstler, Musiker, Tänzer, Puppenspieler und andere Straßenkünstler. Und natürlich gibt es auch dieses Jahr wieder eine große Gala-Show, die am Samstag und am Sonntag die Akteure des Festivals auf der Bühne zeigt.

Nicht dabei ist dann wohl das angeblich kleinste Bademobil der Welt: Die „Vespaqua“ von der niederländischen Truppe Swoolish ist ein kleiner Zug von Badewannen, der von einer „Ape“ aus dem Jahr 1966 gezogen wird. Bademäntel, Handtücher und Umkleidekabinen stehen bereit für das Badevergnügen.

Noch mehr Wellness versprechen die ebenfalls aus den Niederlanden kommenden „De Stijle, Want...“: In ihrem „Subtropicana“ gibt es ayurvedische Massagen und Kräuterbäder. Die Mehrzahl der Truppen betätigt sich aber erstens eher in den von La Strada gewohnten Disziplinen und kommt in diesem Jahr zweitens aus Deutschland. Dies trägt laut der Festivalleitung dem Umstand Rechnung, dass sich die Kreativen „durch bessere Ausbildung und stärkere internationale Vernetzung eine hohe Professionalisierung erfahren“ habe. Zu den Höhepunkten von La Strada dürfte in dieser Hinsicht die Show der „Funky MaMa Fire Crew“ gehören, ein Duo aus Manne Hanke, Urgestein der DDR-Breakdance-Szene, und dem Jongleur Matthias Romir aus Nürnberg, die, der Name verrät es, natürlich nicht nur tanzen und jonglieren, sondern auch höchst gekonnt mit dem Feuer spielen.

Und natürlich darf da auch die Bremer Szene nicht fehlen: Das Figurentheater „Mensch, Puppe!“ zeigt seine Version des Rumpelstilzchens, und die Circusschule Jokes zeigt ihre aktuelle Produktion „Forest“.

La-Strada-Fans dürfen sich darüber freuen, dass das Festival in diesem Jahr auch wieder die Wallanlagen neben der Kunsthalle bespielt. Und wie schon die Breminale im Juli setzt La Strada dieses Jahr ebenfalls auf ökologische Produkte beim gastronomischen Angebot und Nachhaltigkeit bei Mehrwegbehältern und Verpackungen.

■ Donnerstag, 20.15 Uhr: Bella Mare und die Beachbuben, Marktplatz; 22.15 Uhr: „Danse de Cariatides“, Güterbahnhof; Freitag ab 17.30 Uhr, Samstag & Sonntag ab 14 Uhr, Innenstadt, Wallanlagen; „La Strada Gala Show“: Samstag & Sonntag, 20.30 Uhr, Schaulust im Güterbahnhof www.strassenzirkus.de