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Archiv-Artikel

Das lange Schweigen der „Affi“

Dienstwagen von Affinerie-Boss Werner Marnette in Brand gesetzt. Tage später taucht vermeintlicher Bekennerbrief auf. Hamburgs Staatsschutz ermittelt auf fremdem Terrain

Zunächst sei die Polizeiinspektion Harburg von einer ganz normalen Brandstiftung ausgegangen, ließ gestern Morgen ihr Sprecher Matthias Rose wissen. Es habe keinerlei Hinweise auf einen politischen Hintergrund gegeben. So war Roses Meldung über den nächtlichen Vorfall am vergangenen Donnerstag auch sachlich und nüchtern gehalten – obwohl es sich bei dem Betroffenen um Werner Marnette handelte, den Chef der Norddeutschen Affinerie (NA) und des Hamburger Industrieverbandes: Unbekannte hatten nachts vor seinem Haus in Tostedt Marnettes Dienstwagen in Brand gesetzt.

„Es gibt nunmehr ein Schreiben, das sich auf die Tat bezieht“, teilte Rose dann am Abend mit. „Wir werden dies nun auf seine Authentizität prüfen.“ Das wird auch notwendig sein. Denn obwohl die Polizei den Vorfall vermeldet hatte, hielt die NA ihn über Tage geheim. Es gab auch keinen Bekennnerbrief. Erst am Sonntagabend gab die Firma NA eine Presseerklärung heraus – und damit die Steilvorlage für den gestrigen Bild-Aufmacher: „Brandanschlag auf Hamburgs wichtigsten Industrie-Boss“.

Franz Wauschkuhn, Sprecher der NA, äußert sich zum Schweigen seines Hauses nur zurückhaltend: „Wir mischen uns nicht in Ermittlungen der Polizei ein.“ Nach taz-Informationen ist dies anders: Demnach ist die NA auf Weisung des Hamburger Staatsschutzes in die Offensive gegangen, um dem Fall hier eine politische Brisanz zu verpassen. Ein Insider: „Der gesamte Staatsschutz ist involviert.“

Das bestreitet Hamburgs Polizeisprecherin Ulrike Sweden: „Zuständig ist die Polizei Tostedt, es herrscht das Tatort-Prinzip“, so Sweden. „Es hat nur einen kurzen Kontakt gegeben.“ Das Dementi ist verständlich: Selbst wenn es sich um einen politisch motivierten Anschlag handeln sollte, wäre der Staatsschutz des Landeskriminalamtes Niedersachsen zuständig – und nicht der aus Hamburg. Zurzeit liegt der Fall noch bei der Kripo Harburg. „Es ist Brandstiftung“, so Sprecher Rose. „Wir ermitteln in alle Richtungen.“ Kai von Appen