piwik no script img

Heiße Luft in den Zügen?

Bahn und die Gewerkschaft GDL streiten um die Ausdünnung des Schienenverkehrs. Dabei läuft das viel kritisierte System Bahn derzeit stabil

Von Wolfgang Mulke

Verkehrsminister Andreas Scheuer muss in diesen Tagen viel regeln. Er ist für die Verkehrsinfrastruktur ebenso verantwortlich wie für ein stabiles Internet. Letzteres bereitet offenkundig keine Probleme, denn die Anbieter der Netzkapazitäten sehen keine Versorgungsprobleme. Und auch der öffentliche Verkehr läuft stabil, vor allem auf der Schiene.

Tatsächlich fahren die Fernzüge fast wie gewohnt durch das Land. Einige Sprinter wurden gestrichen, mitunter wird aus einem Doppelzug ein einfacher gemacht. Auch sind Auslandsverbindungen eingestellt worden. 75 bis 80 Prozent des normalen Betriebs werden nach Angaben der Bahn jedoch aufrechterhalten.

Doch das sorgt für Streit. „Wir fahren weiter“, heißt es kämpferisch im Bahntower. „Wir müssen mindestens auf 50 Prozent herunter“, fordert dagegen der Chef der Lokführergewerkschaft (GDL), Claus Weselsky, „wir müssen nicht auf Teufel komm raus heiße Luft transportieren.“ Nach seinen Angaben sind noch 90 Prozent des Fahrplans intakt. „Auch in schweren Zeiten könnten somit Krankenpfleger, Ärzte, Polizisten und andere Helfer zur Arbeit kommen“, erwidert das Unternehmen. Die Deutsche Bahn transportiere keine heiße Luft. Die Auslastung sei allerdings deutlich gesunken, wird in der Zentrale eingeräumt. Im Regionalverkehr wurden schon ein Viertel der Fahrten gestrichen. Das entschieden die Länder, die den Umfang des Angebots bestimmen.

Weselskys Kritik, nur einen Tag nach Abschluss eines Beschäftigungspaktes bei der Bahn, beschreibt auch einen Zielkonflikt. Der Gewerkschafter verspricht sich von einem geringeren Angebot mehr Lokführer in der gesunden Personalreserve. Sie könnten damit einspringen, wenn das Coronavirus vermehrt Bahnbeschäftigte trifft.

Auf der anderen Seite verordnet der Staat den Bürgern aber Abstand zueinander. Fahren zu wenige öffentliche Verkehrsmittel, wird es in Bussen und Bahnen zu eng, um diese Vorgabe einzuhalten. Außerdem übernimmt der Güterverkehr Teile der Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und anderen benötigten Gütern, die von Lkw nicht mehr transportiert werden.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen