: Modell Luxemburg
Sei dem Wochenende fahren Fahrgäste von Bahn, Bus und Tram des kleinen Landes kostenlos. Der Gratisverkehr ist Teil einer größeren Verkehrswende
Mit Mini-Konzerten auf Bahnhöfen, Gesang in Zügen und Stadtbahnen und einem Musikfestival mit knapp 3.000 Besuchern hat Luxemburg gefeiert, dass die Passagiere fürs Bahn-, Bus- und Tramfahren künftig keine Tickets mehr lösen müssen.
Mit dem Gratis-Transport wolle man Menschen dazu bewegen, vom Auto auf Busse und Bahn umzusteigen, sagte der luxemburgische Mobilitätsminister François Bausch (Grüne). „Unser Ziel ist es, bis 2025 rund 20 Prozent mehr Passagiere zu transportieren.“ Klar sei, dass Gratis alleine nicht reiche, um Menschen in die „Öffis“ zu locken. „Wir müssen den Transport so attraktiv und zuverlässig wie möglich machen, damit er eine echte Alternative darstellt.“ Dazu werden unter anderem Bus- und Bahnlinien massiv ausgebaut – mehr Züge, neue Strecken, enger Takt. Zwischen 2018 und 2027 bedeutet das 4 Milliarden Euro an Investitionen allein auf der Schiene, plus 550 Millionen für die Tramstrecke in der Hauptstadt.
Der kostenfreie ÖPNV, den Bausch gerne als „Sahnehäubchen auf einem multimodalen Kuchen“ bezeichnet, bedeutet für den Luxemburger Staat Mehrausgaben von 41 Millionen Euro im Jahr. Multimodal meint: schlau umsteigen zwischen Auto, Bus, Bahn, Fahrrad und Carsharing, um sein Ziel zu erreichen. „Wir sind nicht gegen das Auto. Wir wollen den Blick weiten für andere Formen der Mobilität.“ Und sieht Luxemburg als Modell für Großräume wie Frankfurt oder die Londoner City.
Hinzu kommen 16 Millionen Euro, die die Stadt Luxemburg aufbringt. Bürgermeisterin Lydie Polfer setzt auf eine „Bewusstseinsänderung“, denn die Stadt ächzt unter dem Autoverkehr. Die Hauptstadt mache nur 2 Prozent der Gesamtfläche des Landes mit seinen rund 620.000 Einwohnern aus, sagte sie. 1 Prozent davon seien Grünflächen – auf den anderen Prozent lebten 20 Prozent der Einwohner des Landes. Dort lägen auch 40 Prozent der Arbeitsplätze. Die neue Mobilitätsstrategie ist daher auch eine Reaktion auf die große Zahl der Grenzpendler. Täglich pendeln rund 220.000 Menschen aus Frankreich, Belgien und Deutschland nach Luxemburg. (dpa)
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