: €/qm
Fotografien Almut Benedix Text Gareth Joswig
Der Rapper Grim des Wahlberliner Duos Zugezogen Maskulin kennt sich mit Umziehen aus. Deswegen hat er es in seinem Gentrifizierungsgrusellied „Hölle“ auf den Punkt gebracht: „Verschwunden in Biesdorf und Tegel und Spandau und Marzahn, du weißt, wie das ist / Zwei Wochen Wohnungen suchen in Berlin und schon wird man ein Kommunist.“ Und es stimmt natürlich, dass die Wohnfrage in größeren Städten die wohl größte soziale Frage dieser Zeit ist. Sie bewegt Menschen und treibt sie auf die Straße, um Druck auszuüben – und das nicht ohne Erfolg: siehe Mietendeckel, Vorkaufsrecht und Enteignungsvolksbegehren.
![](https://taz.de/private/picture/5665915/516/999975.jpg)
Gleiches dachte sich die seit 16 Jahren in Nordneukölln lebende Fotografin Almut Benedix aus dem Fotograf:innenkollektiv _Innen. Deswegen hat sie in ihren Porträts für die Serie „€/qm“ Menschen aus ihrem Kiez festgehalten, die bereit waren, sich fotografieren zu lassen und gleichzeitig zu verraten, wie viel Miete sie pro Quadratmeter zahlen. Man sieht deutlich: Wessen Umzug noch nicht allzu lange her, zahlt deutlich mehr. Keine Überraschung, aber eine deutliche Illustration der Gentrifizierung. „Ich bin durch meinen eigenen Umzug auf die Idee gekommen“, sagt Benedix, „das Thema durchströmt seit ein paar Jahren alles: Ob es nun Partygespräche oder politische Diskussionen sind: Es ist existenziell.“ Denkbar ist es für Benedix übrigens auch, die Serie zu aktualisieren – um etwa die gesenkten Mieten nach Inkrafttreten des Berliner Mietendeckels abzubilden.
Diversität abzubilden sei ihr allerdings nicht ausreichend gelungen, wie sie sagt: „Mir ist bewusst, dass meine Fotos kein Querschnitt durch die Neuköllner Zusammensetzung sind. Auch wenn die meisten Leute offen waren, über ihre Miethöhen zu sprechen, wollten das einige nicht tun. Das kann ich verstehen.“ Und diejenigen, die bereits nach Biesdorf, Tegel, Spandau und Marzahn gentrifiziert wurden, fehlen ohnehin. Und das ist ja auch ein Befund dieser Serie.
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