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heute in bremen„Alle benutzen gerne Sprichwörter“

Helmi Siebert-Reible,60,

arbeitet als freie Museumspädagogin im Focke-Museum. Ihr Spezialgebiet ist das Mittelalter.

Interview Sophie Lahusen

taz: Frau Siebert-Reible, wir verwenden täglich im Schnitt rund hundert Redewendungen, wieso?

Helmi Siebert-Reible: Redewendungen machen Kommunikation vor allem einfacher, sie sind extrem bildhaft und illustrieren, was wir ansonsten mühsam umschreiben würden.

Mit Redewendungen trifft man den Nagel also oft auf den Kopf?

Ja genau, diese Redewendung kommt beispielsweise auch aus der Antike. Dazu muss man sagen, dass Redewendungen extrem individuell und vor allem zeitbezogen benutzt werden: Es gibt die Klassiker der Sprichwörter, die von allen Generationen verwendet werden, aber Sprichwörter sind gleichzeitig der lebende Beweis dafür, dass Sprache sich kontinuierlich verändert. Viele junge Menschen kennen alte Sprichwörter wie „Schuster, bleib bei deinen Leisten“ nicht mehr und eignen sich neue an. Letztens habe ich „das Bild vor lauter Pixeln nicht mehr sehen“ gehört.

Wie haben Sprichwörter aus der Antike denn bis heute „überlebt“?

Sprichwörter wurden durch die Geschichte immer verwendet, von unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Sie haben einen hohen Unterhaltungswert und Witz, alle benutzen gerne Sprichwörter. Ein anderer Aspekt ist, dass sich im Mittelalter beispielsweise Martin Luther­ oder Erasmus von Rotterdam intensiv mit antiken Sprichwörtern beschäftigt und diese in gewisser Weite wiederbelebt haben.

Jetzt gibt es bei historischen Redewendungen auch einige wie „getürkt sein“, „Jedem das Seine“ oder „bis zur Vergasung“, die eine menschenverachtende Konnotation haben. Wie sollte damit umgegangen werden?

Missbrauch von Sprache ist ein Problem, das oft auch nicht als Missbrauch denunziert wird. Es ist extrem wichtig, dass es eine allgemeine Sensibilität für die Verwendung von Sprache gibt.

Führung Ausstellung „Mein Name ist Hase. Redewendungen auf der Spur“ im Focke-Museum,­

19 Uhr. Anmeldung:­ 0421 /­

69 96 00-50.

Und gibt es diese Sensibilität ihrer Meinung nach?

Das ist sehr schwer zu sagen, aber ich habe vor allem bei Lehrern im Umgang mit ihren Schülern gemerkt, dass großer Wert auf einen sensiblen Umgang mit der eigenen Sprache gelegt wird.

Sind Ihnen während vergangener Führungen Äußerungen von BesucherInnen auch negativ aufgefallen?

Nicht unbedingt negativ, aber mir ist aufgefallen, dass Sprichwörter oft entfremdet oder falsch verwendet werden. So hieß es bei einem Gast „Honig um den Po“ anstelle von „Honig um̕s Maul schmieren“.

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