Tim Caspar Boehme hört auf den Sound der Stadt:
Gibt es eine Pflicht, dass Musiker immer ihre Hits spielen? Bis in alle Ewigkeit? Oder kann man an irgendeiner Stelle sagen: Jetzt ist gut, jetzt soll mal etwas anderes her? Künstler müssen ja einerseits an ihr Publikum denken, deren Wünsche zumindest zur Kenntnis nehmen. Das Publikum muss andererseits an die Künstler denken, deren Seelenheil im Blick behalten. Man möchte sich womöglich ja auch in Zukunft noch auf weitere Konzerte freuen können. Und wer will schon sein Leben lang „Satisfaction“ spielen müssen? Oder „Live Is Life?“ Der Chansonwissenschaftler Sebastian Krämer bereitet seine Gäste daher langsam auf den Abschied von Liebgewonnenem vor. Als Ergänzung zu seinem Werkschau-Programm „25 Lieder aus 25 Jahren“ gibt es jetzt „Das Beste gestrichen“. In schönster Ambivalenz steckt in diesem Titel zum einen die Andeutung, dass Krämer einiges aus seinem bisherigen Repertoire weglassen könnte, zum anderen die Ankündigung, seine Worte und Melodien neuerdings von Streichinstrumenten unter-, äh, legen zu lassen. Am Donnerstag und Sonnabend stellt er seine Auswahl an alten und neuen Weisen in der Bar jeder Vernunft vor (Schaperstr. 24, 20 Uhr, ab 22/12,50 €).
Etwas andere Lösungen für Streicher wählt die italienische Komponistin Clara Iannotta, die am selben Abend mit ihren Streichquartetten im Heimathafen Neukölln im Programm des Festivals Ultraschall Berlin zu erleben ist. Iannotta erweitert den Klang der Saiteninstrumente, kombiniert sie zum Teil mit Elektronik. Der strengere Weg, wenn man so möchte, mit dem man etwaige Hörerwartungen unterlaufen kann – je nach Publikum. Interpreten sind die Musiker des JACK Quartet aus New York (Karl-Marx-Str. 141, 19 Uhr, 15/10 €).
Vertrautere Klänge finden sich bei der Wuppertaler Band mit dem schönen Namen Darjeeling. Die „Post-Krautrocker“, so ihre Selbstbeschreibung, bearbeiten einige bekannte Felder, auf denen Kraut und diverse psychedelische Gewächse ganz prächtig gedeihen. Vor Songs und anderen formalen Ordnungsmaßnahmen haben sie dabei keine Angst. Und ihr Debütalbum heißt obendrein „Hokus Pokus“. Von dem dürfte die eine oder andere Nummer am Freitag bei ihrem Konzert in der Kantine am Berghain erklingen (Rüdersdorfer Str. 70, 20.30 Uhr, 15 €).
Und wo es gerade so schön verträumt wird, soll das Konzert der Pop-Psychedeliker Fenster an dieser Stelle keinesfalls verschwiegen werden. Die Band beehrt am Sonnabend das HAU 1. Wolkiges und auf kinderfreundliche Weise Abwegiges sind zu erwarten (Stresemannstr. 29, 20 Uhr, 17 €).
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