: Comeback für die Europäische Auster
Wissenschaftler wollen die Art wieder in der deutschen Nordsee heimisch machen. Überfischung hat sie ausgerottet
Wissenschaftler tüfteln am Comeback der Europäischen Auster in der Nordsee. „Es ist eine Naturschutzmaßnahme“, sagte Corina Peter vom Helgoländer Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI). Bei den Austern, die heute in der deutschen Nordsee zu finden sind, handelt es sich um Pazifische Austern. Diese wurden in Muschelfarmen gezüchtet. Von dort aus verbreiteten sie sich im Ökosystem. Steigende Wassertemperaturen machten es möglich.
Die Europäische Auster siedelt gerne auf den Schalen ihrer eigenen Artgenossen. Über Generationen bildet sie so ein biogenes Riff. Dieses Riff bietet anderen Pflanzen sowie Tieren einen Lebensraum und lockt sie an. „Die Auster steigert damit als Gründer-Art die Biodiversität im ganzen Ökosystem“, sagte Peter.
Früher lebte die Europäische Auster millionenfach in der Nordsee. Noch vor 150 Jahren wurden laut Nabu rund fünf Millionen Austern aus dem Meer geholt. Heute gilt die „Ostrea edulis“ durch Bodenschleppnetz-Fischerei und Überfischung in deutschen Gewässern als ausgestorben. Nur an den Felsküsten Westeuropas und Südnorwegens sowie im dänischen Limfjord überlebte sie.
Dort besorgten sich die Biologen für ihr Projekt insgesamt 24 000 so genannte Saat-Austern. Taucher versenkten die Muschel-Babys 2017 und 2018 in kleinen Käfigen an drei Standorten vor Helgoland. Es waren „historische Austernbänke“ in 10 bis 27 Meter Tiefe, erklärte Peter. Anschließend habe man in Abständen von drei bis sechs Monaten kontrolliert, ob sie wuchsen und gesund waren.
Mit Erfolg: „Wir haben herausgefunden, dass die Austern sich sehr gut an die aktuelle Umwelt angepasst haben – auch in der Tiefe“, sagte Peter. Zur Überraschung der Forscher gab es auch ersten Austern-Nachwuchs. „Damit haben wir nicht so richtig gerechnet, weil sie beim Aussetzen noch sehr jung waren.“
Diese Erkenntnisse sollen jetzt im Naturschutzgebiet „Borkum Riff Grund“ umgesetzt werden. Dort soll in 25 bis 30 Metern Tiefe ein Austern-Riff wachsen. (dpa/taz)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen