Legionäre Christi: Massenhafter Missbrauch

Orden hat 175 Fälle zugegeben, in denen Minderjährige missbraucht wurden – in 60 Fällen vom Gründer

Aus Madrid Reiner Wandler

Der erzkatholische Orden Legionäre Christi hat zugegeben, dass seit der Gründung der Kongregation im Jahre 1941 175 Minderjährige in Obhut von Ordenspriestern und -brüdern Opfer sexuellen Missbrauchs wurden. Insgesamt haben sich 33 Geistliche an jungen Menschen vergangen – die meisten davon im Alter von 11 bis 16 Jahren. Allein der mexikanische Ordensgründer Marcial Maciel soll für mindestens 60 Fälle von Missbrauch und Vergewaltigungen verantwortliche sein.

Die 26-seitige Studie, die auf Spanisch und Englisch im Internet (ceroabusos.org oder 0abuse.org) zugänglich ist, soll am 20. Januar der Ordensleitung auf ihrer Sitzung vorgelegt werden. Bis dahin könnten es schon mehr Fälle sein – denn auf den Internetseiten können auch Anzeigen eingereicht werden.

Die Legionäre Christi unterhalten schulische und universitäre Einrichtungen sowie religiöse Seminare in Lateinamerika, aber auch in europäischen Ländern, allen voran Spanien. „Der sexuelle Missbrauch von Minderjährigen in der Kongregation“ sei mit einem Machtmissbrauch einhergegangen, heißt es in dem Bericht. „Wir entschuldigen uns bei den Opfern, ihren Familien, der Kirche und der Gesellschaft für den schwerwiegenden Schaden, den Mitglieder unserer Kongregation angerichtet haben“, schreiben die Legionäre Christi.

Es gab bis 2005 keinerlei Konsequenzen für die Täter, bis Papst Johannes Paul II. starb, unter dessen persönlichem Schutz Ordensgründer Maciel stand. Erst 2015 führte der Orden ein internes Protokoll gegen sexuelle Missbräuche ein. Bisher wurde nur ein Priester gerichtlich verurteilt, gegen einen weiteren läuft ein Verfahren. Sechs der Beschuldigten starben, noch bevor sie belangt werden konnten, unter ­ihnen auch Maciel.