Der Wochenendkrimi
: Tiefdeutsch

„Tatort: Der Teufel vom Berg“, So., 20.15 Uhr, ARD

Fischköppe im Alpenland: In diesem Tiroler Täterrätsel nutzen Susanne Lothar und Ulrich Tukur als in sich verkeiltes Ehepaar die Terrasse ihres Berghofes für schaurige Schaukämpfe, als würden sie gemeinsam auf einer Hamburger Theaterbühne stehen. Vielleicht ein bisschen zu viel weltstädtisch vorgetragene Selbstzerfleischung für dieses Bergdrama, in dem sich die meisten Protagonisten in tiefstem Tirolerdeutsch in Verdrängung und Geheimniskrämerei üben.

Kommissar Moritz Eisner (Harald Krassnitzer), inzwischen österreichweit in einer Sonderkommission des Innenministeriums tätig, wird in die idyllische Wildschönau abkommandiert. Vor einem Jahr hat man hier die Frau eines Glasfabrikanten ermordet, der Täter läuft noch immer frei rum – obwohl die ganze Gemeinde des Hochtals ihn zu kennen glaubt: Es muss Georg Hochreiter (Ulrich Tukur) sein, ein kaltschnäuziger Freigeist und Sportangler, der so ziemlich mit jeder Frau der Gegend angebandelt hat und bei schlechter Laune auch schon mal seiner Gattin (Susanne Lothar) die angebrannten Bratfische ins Gesicht klatscht. Der Kunstmaler hat das Verbrechen sogar schon mal zugegeben, jetzt nennen ihnen alle nur noch „den Teufel vom Berg“.

Der undercover ermittelnde Eisner, der hier mangels Espressomaschine auf Kaffeebohnen rumkauen muss, gerät in dem ORF-Tatort (Regie und Buch: Thomas Roth, Koautor: Felix Mitterer) in ein Geflecht aus Familiengeheimnissen und erotischen Begehrlichkeiten. Allzu oft driftet dieses Lehrstück über Verdrängung und Enthemmung allerdings in unfreiwillig komische Hysterie ab: Die Lynchszene, in der es dem arroganten Bohemien Hochreiter an den Kragen gehen soll, wirkt zum Beispiel ebenso überzogen wie die Fotosession, für die sich eine naive Landpomeranze mit Modelambitionen vor ihm nackig macht. So narrisch sind sie nun auch wieder nicht, die Tiroler.

C. BUSS