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Die tausendjährige Ulf

Unser Lieben Frauen war anfangs dem Alkoholpatron St. Veit gewidmet. Jetzt feiert sie nüchtern Jubiläum

Bremens erste reine Gemeindekirche, die evangelische Kirche Unser Lieben Frauen mitten in der Stadt, feiert in diesem Jahr ihr 1.000-jähriges Bestehen. Zum Auftakt ist nach Angaben der Gemeinde am 12. Januar­ ein festlicher Gottesdienst geplant. Im weiteren Verlauf des Jahres soll es unter anderem Konzerte, Kunst, Ausstellungen und Vorträge geben, aber auch eine Open-Air-Aktion mit Liegestühlen auf dem Liebfrauenkirchhof und Erzähltreffen mit Hundertjährigen. Unser Lieben Frauen ist nach dem benachbarten St.-Petri-Dom die älteste Kirche Bremens.

Der Sakralbau geht auf eine Holzkirche aus dem Jahr 1020 zurück, die in der Amtszeit von Erzbischof Unwan begründet und aus sächsischen „heiligen Hainen“ errichtet wurde. Der heutige Steinbau mit der unterirdischen St.-Veits-Kapelle und dem kleineren romanischen Südturm stammt zum Teil aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Bis zum Rathausbau 1410 diente die Kirche als Versammlungsraum des Rates.

Im Nordturm entstand mit der „Tresekammer“ das Archiv des Rates, in dem noch bis 1910 wichtige Dokumente aufbewahrt wurden. In der Nacht vom 6. auf den 7. Oktober 1944 wurde die Kirche bei einem Bombenangriff schwer beschädigt. Der Wiederaufbau dauerte über zwei Jahrzehnte. Optischer Blickpunkt dabei wurde der Fensterzyklus des Glaskünstlers Alfred Manessier (1911-1993).

Zunächst war die Kirche dem heiligen Vitus geweiht, der gegen Bettnässen und Schlangenbiss hilft und als Schutzpatron der Hersteller mittelprozentiger alkoholischer Getränke gilt. Schon deutlich vor der Reformation, mit dem Neubau Mitte des 12. Jahrhunderts, weihten die Bremer sie dann Maria, also in der Umschreibung mit dem altertümlichen Genitiv „Unser Lieben Frauen“, kurz Ulf. (epd/taz)

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