: 25 Jahre hart am Wind
ÖKOSTROM Im Kaiser-Wilhelm-Koog an der Nordsee begann 1987 die kommerzielle Nutzung der Windkraft
Sie liegt drei Meter über Normalnull hinter hohen Deichen, hat 389 Einwohner und den ältesten Windenergiepark Deutschlands: die Gemeinde Kaiser-Wilhelm-Koog im Südwesten Schleswig-Holsteins. Vor 25 Jahren, am 24. August 1987, wurde hier an der Elbmündung der Windenergiepark Westküste in Betrieb genommen.
Die ersten Anlagen waren winzig im Vergleich zu heutigen. Die 30 Mühlen im Kaiser-Wilhelm-Koog hatten gerade einmal sechs bis sieben Meter lange Flügel und eine Gesamtleistung von einem Megawatt. Sie wurden inzwischen mehrfach durch modernere und leistungsstärkere Rotoren ersetzt.
Nach dem neuesten so genannten Repowering stehen dort nur noch fünf Anlagen. Diese haben aber 30 bis 35 Meter langen Flügel und eine Gesamtleistung von 7,4 Megawatt. 19 Millionen Kilowattstunden Windstrom wurden im vergangenen Jahr vom Kaiser-Wilhelm-Koog aus ins Stromnetz eingespeist. Das entspricht dem Jahresverbrauch von mehr als 5.000 Einfamilienhäusern.
Bereits vier Jahre zuvor war eine andere Premiere in dem windreichen Marschkoog erfolgt. Die seinerzeit größte Windenergieanlage der Welt, der so genannte Growian mit einer Leistung von drei Megawatt, wurde am 6. Juli 1983 aufgebaut. Nach vielen technischen Problemen wurde das Pilotprojekt im August 1987 stillgelegt und die Windmühle abgebaut.
Aus kleinen Anfängen in der Öko-Nische hat sich die Windenergie in diesem Vierteljahrhundert zu einem der wichtigsten deutschen Wirtschaftszweige mit mehr als 100.000 Arbeitnehmern entwickelt. In Deutschland drehen sich aktuell knapp 23.000 Windräder mit einer Gesamtleistung von etwa 30.000 Megawatt. Das entspricht der Kapazität von 25 Atom- oder Kohlekraftwerken. Bereits heute deckt die Windkraft etwa zehn Prozent des deutschen Strombedarfs, nach Schätzungen werden es im Jahr 2020 mindestens 25 Prozent sein. SVEN-MICHAEL VEIT