: Kerzen für Affen
Wie gelingt tiergerechte Trauerarbeit?
Ausgerechnet mit einem „Meer aus Kerzen“ haben Tierfreunde in der Nacht zum Donnerstag vor dem Krefelder Zoo an die mehr als 30 verbrannten Tiere der Silvesternacht erinnert, berichtete dpa gestern. Ohne Tiefe und Lauterkeit der Geste in Abrede stellen zu wollen, ist fraglich, ob mit dem Kerzenfeuer wirklich das richtige Medium des Tiergedenkens gewählt wurde. Immerhin sind die armen Biester verbrannt, weil der Homo sapiens im krassen Gegensatz zu seinen Kameraden, den Hominiden, in seiner Freizeit für sein Leben gern zündelt. Sogar posthum dürften die Krefelder Affen also die Schnauze voll von kokelnden Menschen haben. Dabei hätte es würdevolle und affengerechtere Gedenkalternativen gegeben. Wie aufmerksamen Zoobesuchern bewusst sein dürfte, neigen Affen dazu, in Stresssituationen mit dem eigenen Kot um sich zu werfen. Womöglich auch in Momenten der Trauer. Man hätte ihnen zu Ehren also auch einen analogen Shitstorm der Seelenpein entfachen können, an dem die Verblichenen ihre helle Freude gehabt hätten. Aber was kann man als Tier schon von einer Spezies erwarten, die im Hühnerstall Motorrad fährt?
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