Autoindustrie baut Zehntausende Jobs ab

Dieselskandal, Absatzkrise, Umstieg auf Stromer: Firmen sparen, wollen aber Kündigungen vermeiden

Der Umbruch in der deutschen Automobilindustrie infolge von Absatzeinbußen, Dieselkrise und der Umstellung auf E-Mobilität kostet Zehntausende Arbeitsplätze. Dabei wollen die Firmen zwar Jobs abbauen, dabei aber Entlassungen vermeiden. Stattdessen greifen sie zu Instrumenten wie Vorruhestandsregelungen, Abfindungen und der Nichtbesetzung von frei werdenden Stellen.

Zwei deutsche Autobauer haben in diesem Herbst massive Stellenstreichungen angekündigt. Bei Daimler sollen weltweit mindestens 10.000 Mitarbeiter aus Verwaltung und produktionsnahen Bereichen das Unternehmen verlassen. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis Ende 2029 ausgeschlossen. Audi hat den Abbau von 9.500 Stellen in Deutschland angekündigt, das ist jeder sechste Arbeitsplatz des Unternehmens der VW-Gruppe.

Auch bei BMW soll gespart werden, allerdings nicht durch Arbeitsplatzabbau, sondern mithilfe sinkender Lohnkosten. Dabei ist vorgesehen, die Erfolgsbeteiligung und das Weihnachtsgeld für die Mitarbeiter zu verringern.

Nicht viel anders sieht es bei vielen Auto-Zulieferern aus. Bosch hat bundesweit den Abbau von 3.500 Stellen angekündigt. Bei den Werken in Stuttgart-Feuerbach und Schwieberdingen reduzieren die Mitarbeiter ihre Arbeitszeit und erhalten entsprechend weniger Lohn. Continental streicht bis zum Jahr 2028 fast 3.200 Stellen und schließt ein Werk im oberpfälzischen Roding. Der bayerische Zulieferer Grammer hat Einsparungen angekündigt, ZF Friedrichshafen will inzwischen Kurzarbeit nicht mehr ausschließen, und beim Kabelbaum-Bauer Leonie droht 2020 gar das Geld knapp zu werden.

Die Begründungen für die Einsparungen ähneln sich. Continental spricht von einer „beschleunigten Umstellung auf Elektromobilität“, die zu „Anpassungen“ zwinge. Die Erträge der Unternehmen sinken – zum einen wegen generell schwacher Geschäfte, zum anderen aufgrund der Umstellung vom Verbrenner- zum Elektro-Antrieb, der zudem hohe Investitionen verlangt. „Die Automobilindustrie steckt in der größten Transformation ihrer Geschichte“, erklärte Daimler zur Begründung des Personalabbaus.

Wirtschaftsforscher erwarten aber keine Massenarbeitslosigkeit. Als „überschaubar“ bezeichnete Ende November Gabriel Felbermayr vom Kieler Institut für Weltwirtschaft die Folgen der Einsparungen. Nichts deute auf einen starken Anstieg der Arbeitslosigkeit. Der Chef des ifo-Instituts, Clemens Fuest, verwies auf das Entstehen neuer Arbeitsplätze, vor allem im Dienstleistungsbereich. (klh)