: Ohrfeige für alle Ostdeutschen
betr.: „Da war eine Frau in höchster Not“, taz vom 4. 8. 05
Wow! Ich bin echt beeindruckt, wie weit der Einfluss der alten DDR bis heute reicht. In Graz (Steiermark/Österreich) wurden Anfang Juni vier Baby-Leichen entdeckt, ermordet von ihrer Mutter. War das auch das Werk der inhumanen DDR? Sorry, über diesen Minister kann selbst eine Österreicherin nur noch herzlich lachen. (Vielleicht, weil er ja kein hiesiger Minister ist.) LIVIA ROHRMOSER, Wien
Obwohl ich nicht aus Brandenburg, sehr wohl aber aus der ehemaligen DDR stamme, fühle ich mich persönlich beleidigt von Herrn Schönbohm und bin der Meinung, dass dieser nach so einer Äußerung nicht mehr eine so exponierte Stellung innehaben sollte.
Ich bin keine Ostalgikerin, bin mir aber der in der DDR vermittelten Werte – insbesondere der zwischenmenschlichen Solidarität – heute bewusster denn je, da diese in Deutschland nicht mehr weit verbreitet zu sein scheint. Ab und zu scheint der eine oder andere Politiker sich in die Schlagzeilen bringen zu wollen, indem er eine völlig inakzeptable Bemerkung macht. Meiner Meinung nach müssen Politiker mehr Verantwortung für ihr Tun übernehmen als jeder normale Bürger, da sie als Volksvertreter höchsten – auch persönlichen – Ansprüchen genügen müssen. AENNE PANSEGRAU, Stelle
Die Aussage von Brandenburgs Innenminister Schönbohm (CDU ) über die Proletarisierung und Gewaltbereitschaft in DDR bleibt eine Ohrfeige für alle Ostdeutschen. Nicht das Gleichheitsprinzip und die fehlende Existenzangst, seinen Arbeitsplatz in der DDR jemals zu verlieren, sind die heutigen Ursachen von Gewalt und Hoffnungslosigkeit. Als westdeutscher Beamter sollte Brandenburgs Innenminister endlich zur Kenntnis nehmen, dass das kapitalistische Wirtschaftssystem mit über 5 Millionen Arbeitslosen und über 170.000 fehlenden Lehrstellen sowie die Hartz-IV-Regelungen die Basis von Gewalt, Protest und Altersarmut in diesem Land sind.
ALBERT ALTEN, Wernigerode