Fälschlich beruhigende Schritte

Prozess um den Mord zweier Schüler an ihrer Lehrerin in Ahrensberg: Die Nachbarn ahnten nichts

Im Lübecker Prozess um den blutigen Mord von zwei Schülern an ihrer Lehrerin haben Nachbarn des Opfers gestern über ihre Erinnerung an die Tatnacht berichtet. „Gegen 22.30 Uhr hörte ich aus der Wohnung unter uns ein heftiges Poltern, als ob ein Schrank umgestoßen würde“, sagte eine 38 Jahre alte Hausfrau, die mit ihrem Mann in Ahrensburg direkt über der Wohnung der getöteten Lehrerin lebte. „Dann war es still, dann hörte man Schritte. Da waren wir beruhigt, weil wir dachten, dann sei der Nachbarin wohl nichts passiert.“ Sie hatten geglaubt, die Lehrerin hätte Möbel gerückt, weil anderntags der Sperrmüll abgeholt wurde.

Um diese Zeit sollen laut Anklage die beiden angeklagten Brüder (18 und 21) die Lehrerin (55) im Flur ihrer Wohnung niedergeschlagen haben. Der ältere soll dann mit einem Messer auf sie eingestochen und ihr schließlich die Kehle durchgeschnitten haben.

Die Tatwaffe soll der 21 Jahre alte Kochlehrling aus seinem Ausbildungsbetrieb mitgenommen haben. „Ja, er hat an dem Abend ein Messer mitgenommen“, bestätigte sein Chef, ein Ahrensburger Gastwirt, gestern. Er habe geglaubt, der junge Mann werde das Messer am nächsten Tag in der Berufsschule benötigen. Den 21-Jährigen beschrieb der Zeuge als ordentlich, fleißig und arbeitswillig, als jemanden, der für seine Familie alles tun würde. Ähnlich äußerte sich auch der Klassenlehrer an der Berufsschule.

Der mutmaßliche Haupttäter hatte als Motiv angegeben, er habe die Lehrerin einschüchtern wollen, weil sie seinen Bruder schikaniert habe. Der Jüngere hatte wegen schlechter Noten um seine Bewerbung als Zeitsoldat gefürchtet (taz berichtete). Der Prozess wird fortgesetzt. dpa