Der deutscheste Indianer

Es gibt Dinge, die muss sich der Schauspieler Erol Sander immer wieder anhören. Eins davon ist: Er sieht gut aus. Gerne fallen in diesem Zusammenhang die Vokabeln „südländisch“ und „Sex-Appeal“, und Sander bemerkt dann etwa, dass die Liebhaber-Quote bei seinen Filmrollen bereits unter die 50-Prozentmarke gefallen sei.

Gern gefragt wird auch, ob die Türkei oder Deutschland seine Heimat sei. Sander, der mit fünf nach München kam, aufs Gymnasium ging und ein Studium begann, bevor er einige Jahre in Paris als Model arbeitete, sagt dann höflich, dass er sich als Deutscher fühle, sogar als Bayer, und die Berge liebe, aber dass er es aufregend finde, in der Türkei zu drehen.

Sander debütierte im deutschen Fernsehen als türkischer Kommissar und spielte in unzähligen Herz- und Schmerz-Filmen, doch trotz seines Künstlernamens – er heißt eigentlich Urçun Saliholu – kann er nie einfach ein Deutscher sein, oder wenigstens ein Nicht-Südländer. Als er vor fünf Jahren zu den Bad Segeberger Karl-May-Festspielen ging, wurde er logischerweise Winnetou.

„Schleswig-Holstein ist zu meiner zweiten Heimat geworden“, sagte Sander in einem Haus- und Hofinterview der Festspiele zu Saisonbeginn, schließlich lebe er jedes Jahr drei Monate in Bad Segeberg. Dann sprach er über die „Ehrfurcht“, die das Publikum vor Winnetou habe – und er auch.

„Ich hätte gerne weitergemacht“, sagte Sander gestern, nachdem bekannt wurde, dass sein Vertrag nicht in die nächste Saison verlängert wird. Zu den Gründen äußerten sich weder er noch die Festspielleitung. Das Ende kam überraschend – mit Sander als Winnetou schafften es die Festspiele, die 300.000-Zuschauer Marke zu knacken. Nur Pierre Brice war ähnlich erfolgreich.

So wird Erol Sander am Wochenende wohl zum letzten Mal auf die Freiluftbühne reiten. Immerhin: Mit Winnetou, dem Fantasieprodukt von Karl May, hat er den deutschesten aller Indianer gespielt. WIE