das portrait
: Anna-Lena Grönefeld findet ihr Glück in der Nische

Spielt jetzt lieber Mixed und Doppel als Einzel: Anna-Lena Grönefeld Foto: epa/ Horacio Villalobos/dpa

Ihre Reiseziele klingen immer noch verlockend. Paris, London, Madrid, Rom: All das bleibt für Anna-Lena Grönefeld normal. Streng genommen ist die 34-Jährige, einst eine große Hoffnung des deutschen Tennis und eine der weltbesten Spielerinnen, schon seit sieben Jahren im Ruhestand. Sie mochte nicht mehr Einzel spielen, dafür umso lieber Mixed und Doppel. Auf das zu hören, was die Seele sagt, war eine sehr gute Entscheidung. Grönefeld gehört bis heute zur Weltspitze im Doppel. Mit ihrer niederländischen Partnerin Demi Schuurs tritt sie ab Sonntag bei den WTA Finals an. Dieser Saisonhöhepunkt ist für die in diesem Jahr acht besten Einzelspielerinnen und Doppel-Kombinationen der Welt reserviert.

Sie bekommt es von allen Seiten bescheinigt. Für eine Millionärin des bezahlten Sports ist Anna-Lena Grönefeld bodenständig geblieben. Sie war einst von Nordhorn in die USA gewechselt, um Filzballkarriere zu machen. Der Lohn harter Arbeit und einer strengen Kaderschmiede: Die junge Dame aus Nordhorn kletterte 2006 bis auf Rang 14 der Weltrangliste. Wirklich glücklich hatte all das offenbar nur selten gemacht. Heute lebt sie in Hannover. Ihr Ehemann hilft manchmal als Trainingspartner aus. Einen bezahlten Coach benötigt Grönefeld nicht mehr. Sie trifft auf und abseits des Platzes ihre eigenen Entscheidungen.

Zu ihren vielen Titeln und Siegen kommt heute etwas Besonderes. Grönefeld wird von Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) mit der Niedersächsischen Sportmedaille 2019 ausgezeichnet.

Wenn es ihr Zeitbudget erlaubt, tritt sie zwischen den großen Turnieren für die Bundesligamannschaft des DTV Hannover an. Sie ist dann ein Idol und Vorbild für den Nachwuchs, das ganz normal auftritt, viel lächelt und meistens gewinnt.

Die WTA Finals werden im chinesischen Shenzhen ausgetragen, finden rund um die Welt Beachtung und sind eine extrem lukrative Veranstaltung. Es wird allerdings nicht das Geld sein, das Grönefeld in erster Linie antreibt. „Ich bin happy, dass wir es geschafft haben“, sagt die Ausnahmekönnerin dazu, dass sie zum zweiten Mal in ihrer Karriere beim großen Showdown antreten darf. Sie war schon Wimbledon-Siegerin im Mixed. Der Ruhm für große Taten in diesem Wettbewerb bleibt traditionell überschaubar. Auch ein großer Titel im Damendoppel hat nicht die Wirkung eines Triumphes im Einzel.

Na und? Grönefeld hat ihr Glück in einer Nische gefunden, die weiterhin nach großen Leistungen verlangt, immer noch gutes Geld einbringt, aber ohne den ganz großen Druck und Trubel auskommt. Christian Otto