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Studieren ist ein teures Vergnügen

Studierende müssen in Bremen doppelt so viel für die Semesterbeiträge bezahlen wie noch vor elf Jahren. Zur Entlastung müsste das Land ran – und will das zumindest laut Koalitionsvertrag auch

Von Lotta Drügemöller

Studiengebühren hat Bremen nie erhoben – doch mittlerweile sind Studienbeiträge ein ernstzunehmender Kostenfaktor in jedem neuen Semester. 382,67 Euro müssen gezahlt werden – innerhalb von elf Jahren haben sich die Beiträge damit verdoppelt. Noch im Sommersemester 2016 lagen sie bei 282,76 Euro – 100 Euro weniger als jetzt.

Den Großteil der Kosten verursacht das Semesterticket, das erweitert wurde: Bis zum Winter 2018 war das Ticket außerhalb des VBN-Gebietes nur auf ausgewählten Verbindungen, etwa nach Osnabrück oder Hannover, gültig. Mittlerweile kann der öffentliche Nahverkehr in ganz Niedersachsen genutzt werden. Das spiegelt sich in den Kosten, die mit der Umstellung von 177 auf rund 200 Euro gestiegen sind; seit diesem Semester werden gar 221,67 Euro fällig.

Auch wenn das Ticket den größten Batzen ausmacht: Alleine erklärt es die Verdopplung des Semesterbeitrags seit 2008 nicht. Schritt für Schritt sind auch die anderen Posten in den vergangenen Jahren für die Studierenden teurer geworden.

Den geringsten Beitrag erhebt der Asta für seine Arbeit: 12 Euro waren es von 2013 an. Wegen des Kulturbeitrags sind es neuerdings 13 Euro – dafür können Studierende nun auch kostenlos das Theater besuchen. Das Studierendenwerk schlägt mit 85 Euro zu Buche – im Sommersemester waren es noch 75 Euro. Mit dem Geld werden Mensen und Studentenwohnheime bezuschusst, die psychologische oder auch die soziale Beratung finanziert. Kurz: Das Studierendenwerk ist eigentlich dazu da, den Studierenden das Leben leichter zu machen. „Der Bedarf ist definitiv da“, so Sprecher Maurice Mäschig.

Aber muss das Geld von den StudentInnen kommen? Momentan wird das Studierendenwerk mit 7,1 Millionen Euro vom Land unterstützt, im Vorjahr waren es noch 6,1 Millionen. Um die Studierenden zu entlasten, müsste es aber noch mehr geben. In Niedersachsen haben sich StudentInnen schon organisiert: Das Bündnis SOS Studiwerk kämpft dafür, das Land stärker in die Pflicht zu nehmen.

In vielen anderen Bundesländern zahlen Studierende nicht für die Verwaltungskosten

Tatsächlich steht Bremen im Vergleich zu Niedersachsen gar nicht so schlecht da: In Hannover etwa müssen über 400 Euro berappt werden. Ein Grund für die hohen Kosten ist die Verwaltungsgebühr, die in den Nordländern erhoben wird. Auch die ist in den letzten Jahren gestiegen, von 50 Euro im Jahr 2017 auf mittlerweile 62 Euro. In vielen anderen Bundesländern wird die Verwaltung der Hochschulen als Aufgabe des Landes wahrgenommen – die Kosten werden dort nicht auf die Studierenden übertragen. So fallen in Köln (mit landesweitem Fahrticket) dieses Semester insgesamt 277,05 Euro an Beiträgen an, gut 100 Euro weniger als in Bremen.

„Wir sind natürlich dafür, dass der Verwaltungskostenbeitrag in Bremen abgeschafft wird“, erklärt Finn Schale vom Asta der Uni Bremen. Die Landesregierung hat sich das Thema vorgenommen: Im Koalitionsvertrag ist die Rede davon, „die Verwaltungskostenbeiträge schrittweise abzuschaffen und die Einnahmeausfälle der Hochschulen durch Landesmittel zu kompensieren“. Dafür muss allerdings das Hochschulgesetz geändert werden, das derzeit einen Mindestbeitrag von 50 Euro vorsieht – und natürlich muss der gute Wille sich gegen andere Kostenpunkte in den Haushaltsverhandlungen durchsetzen.

Kosten haben Einfluss auf die Wahl des Studienortes. Bei Einführung der Studiengebühren ging die Zahl der Einschreibungen in den betroffenen Bundesländern um fünf bis sieben Prozent zurück. Ob steigende Semesterbeiträge in Bremen dazu führen, dass Studierende sich nicht erneut immatrikulieren können und ohne Abschluss die Hochschulen verlassen, ist schwer zu ermitteln. Die Hochschulen ergründen nicht, warum Studierende ihr Studium ohne Abschluss abbrechen – „der Verwaltungsaufwand ist einfach zu hoch, die Immatrikulationsabteilung läuft auch so personell schon auf dem Zahnfleisch“, so Ulrich Berlin, Pressesprecher der Hochschule.

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