piwik no script img

krasse forschungsergebnisseBoomberuf Oberförster

Die Hälfte aller zugelassenen SUVs sind als Geschäftsautos gemeldet. Wissenschaftler aus dem Harz haben herausgefunden, warum

Ein weltbekanntes Wissenschaftlerteam aus Braunlage-Hohegeiß (Harz) unter Leitung der renommierten Arbeitsmarktforscherin Annika Nickel hat ein bisher unbemerktes Jobwunder im deutschen Wald nachgewiesen. „Wir haben es mit einem überraschenden Anstieg in der bislang statistisch nicht eigens erfassten Berufsgruppe der Oberförsterinnen und -förster zu tun“, so Professorin Nickel in einer eigens anberaumten Pressekonferenz. „Im Jahr 2018 sprechen wir um einen Zuwachs von mehr als 300.000 Oberförster*innen.“

Die Ursachen seien „im Grunde naheliegend, aber schwierig zu ermitteln“, so Nickel. Ihre Arbeitsgruppe verfolgt dafür einen sozialpsychologischen Ansatz: „Unsere Beobachtungen legen nahe, dass es zwei Push-Faktoren von entscheidender Bedeutung gibt“, so Nickels Mitarbeiter Ulf B. Liebig.

Einerseits trete der durch die Angst um die Natur und vor dem Weltuntergang traumatisierte Teil der Generation Waldsterben mittlerweile ins Berufsleben ein. „Das ist nur denjenigen unter den Diskursgeschädigten wirklich gelungen, die die sie ständig begleitende Sorge um den Bruder Baum in einen konstruktiven Fürsorge-Impuls haben verwandeln können“, erläutert Privatdozent Liebig. „Die einen werden Baumschullehrer, die anderen Wollpulliträger und die dritten Oberförster.“

Die andere gesellschaftliche Entwicklung, die den Drang in die Oberförsterei auslösen dürfte, ist nach Ansicht der Hohengeißer Spitzenforscher das Wiedererstarken des Nationalen. „Das Nationale ist im Deutschen seit jeher das Waldige“, so Liebig. Der Wunsch im kotigen Grund unter oder aber auf Bäumen zu leben und, ohne Widerspruch zu befürchten, ja mit der Aussicht auf bestärkendes Echo, dummes Zeug gleichsam in den Wald hinein zu rufen – „das ist es ja, was Deutschsein ausmacht“.

Entsprechend habe Deutschland seine nationalen Monumente und Weihestätten, seine Hermanns und Germania und sein Karinhall stets in maximal schlammigen Waldstücken errichtet, verborgen und in Sicherheit vor den spottlustigen Blicken der Zivilisierten. „Auch die Suche der Nazis nach vermeintlichem Lebensraum ist untrennbar mit dem Plan der Wiederbewaldung des Ostens verbunden“, erinnert Liebig.

Auf die Spuren des Oberförsterbooms kamen die Forscher aus Hohegeiß bei einem Betriebsausflug zur Flensburger Rumwoche, auf der sie mit Beamten des Kraftfahrtbundesamtes anstießen. Die steckten den Forschern aus dem Harz, dass es 2017 insgesamt 630.000 SUV-Neuzulassungen gegeben hat, davon mehr als die Hälfte aus gewerblichen Gründen. Weil aber außer Oberförster*innen nur Geheimdienstler*innen Berufen nachgehen, in denen SUV sinnvoll nutzbar sein könnten, „haben wir damit eine recht exakte Zahl der Oberförster-Berufsanfänger*innen“, triumphiert Nickel.

Die konkurrierende Hypothese, dass die Zahl durch die vielen neuen Verfassungsschutz- und BND-Mitarbeiter*innen verunklart werde, weist Nickel brüsk zurück: „Die sind selbstverständlich aus Geheimhaltungsgründen verpflichtet, ihre beruflich genutzten SUV als Privatwagen zuzulassen.“

Umgekehrt sei aber auch nicht davon auszugehen, dass die 294.000 nicht gewerblich angemeldeten SUV alle im Auftrag der Geheimdienste über Deutschlands Straßen rollen. „Andernfalls würde die Veröffentlichung der Statistik ja die nationale Sicherheit gefährden“, gibt Nickel zu bedenken.

Sie hat nun Geld bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft beantragt, um dem Phänomen auf die Schliche zu kommen.

Benno Sch irrmeister

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen