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Ein brutaler Konkurrenzkampf

Der FC St. Pauli schlägt den SV Sandhausen souverän mit 2:0. Trotzdem brodelt es in der Mannschaft

Von Marco Carini

„Wenn wir so weiter spielen, wird das eine interessante Saison“, frohlockte ein gut gelaunter, wenn auch total ausgepumpter Waldemar Sabotta direkt nach Ende der Partie. Sein Team, der FC St. Pauli, hatte soeben den Ligakonkurrenten SV Sandhausen recht souverän vom Platz gefegt und damit den sechsten Tabellenplatz in Liga zwei erklommen – den bisher besten Rang in der noch jungen Spielzeit.

Nach fünf Spielen ohne Niederlage – mit dem Höhepunkt des Derbysiegs gegen den bis dato ungeschlagenen HSV – pirschen sich die Braun-Weißen langsam an die Tabellenspitze heran. Vergessen ist der Frust der Startphase, als fehlende Neuverpflichtungen und eine Verletzungsserie die Hamburger schwächten, der Abstiegskampf drohte und eine Wutrede von Trainer Jost Luhukay im Umfeld des Vereins für Verstimmung sorgte. Nach elf Punkten aus fünf Spielen hängt der Haussegen am Millerntor nun wieder gerade.

Das liegt vor allem daran, das Luhukays Handschrift immer stärker sichtbar wird. Der vergangenen April nach Hamburg geholte Holländer setzt auf Angriffsfußball mit schnellen jungen Spielern. So war es der 19-jährige Nachwuchsspieler Finn Ole Becker, der mit einem satten 20-Meter-Flachschuss gegen Sandhausen schon nach knapp acht Minuten die Führung erzielte, bevor der 21-jährige schwedische Leihspieler Viktor Gyökeres bereits kurz vor der Pause für den 2:0-Endstand sorgte. Für die beiden jungen Spieler war es jeweils ihr Debuttreffer im Dress des Hamburger Zweitligisten.

„Ich kann mich nicht dran erinnern, dass wir jemals drei Heimspiele hintereinander gewonnen haben“, hob Torhüter Robin Himmelmann, der mit drei Glanzparaden in der zweiten Halbzeit den Sieg festhielt, die besondere Situation hervor. Der Erfolg des Teams überdeckt derzeit alle strukturellen Probleme des Teams: Der Kader ist mit 35 Spielern aufgebläht, Akteure wie Christopher Buchtmann, die in den vergangenen Jahren zu den Leistungsträgern gehörten, sind unzufrieden, weil sie kaum noch Einsatzzeiten bekommen.

Der brutale Konkurrenzkampf um die elf Startplätze führt dazu, dass es im Mannschaftsgefüge brodelt, doch anderseits pusht er die Leistungen derjenigen, die mit dem Druck umgehen können. So war das Hamburger Team am Sonntag vor ausverkauftem Haus den Sandhausenern in allen Belangen überlegen und hätte noch zwei, drei Tore mehr schießen müssen. „So macht Fußball richtig Spaß“, sagte Mittelfeld-Motor Marvin Knoll grinsend nach der Partie in die laufenden Kameras.

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