: Leipzig wird innovativ
Die sächsische Metropole soll Standort einer neuen „Agentur für Innovationen“ werden
Von Manfred Ronzheimer
Leipzig wird zum bundesweiten Innovations-Hotspot. Gestern gaben die beiden Bundesministerien für Wirtschaft und Forschung in Berlin bekannt, dass die neue Agentur für Sprunginnovationen (SprinD) ihren Sitz in der sächsischen Messestadt haben wird.
„Wir haben uns bewusst für einen Standort in einem ostdeutschen Bundesland entschieden – ohne Abstriche bei den anderen Kriterien zu machen: Urbanität, unternehmerische Innovationskraft, Wissenschaftsorientierung und ausgezeichnete Verkehrsanbindungen waren entscheidend“, begründete Wirtschaftsminister Peter Altmaier die Auswahl.
Forschungsministerin Anja Karliczek ergänzte: „Leipzig steht für Zukunft und beweist, dass die ostdeutschen Länder Orte der Innovation sind.“
Die Agentur wird in den nächsten zehn Jahren eine Milliarde Euro aus dem Bundesetat in junge Gründerunternehmen investieren, die mit besonders riskanten und womöglich bahnbrechenden Geschäftsideen auf den Markt gehen.
Neben der auf zivile Erfindungen ausgerichteten SprinD-Agentur ist in Leipzig seit dem Frühjahr auch die von den Bundesministerien für Verteidigung und Inneres gegründete „Cyberagentur“ ansässig, die „disruptive Innovationen“ für Computersicherheit und militärische Anwendungen fördern soll.
Vorbild für beide Einrichtungen ist die dem US-Verteidigungsministerium unterstellte staatliche Innovationsagentur Darpa, die nach Durchbruchsinnovationen sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich sucht. Auch das Internet kam mit Förderung der Darpa auf die Welt.
Um den Standort der Innovationsagentur SprinD war in den letzten Wochen ein intensiver Wettbewerb entbrannt. Eine unabhängige Gründungskommission unter Vorsitz des Max-Planck-Ökonomen Dietmar Harhoff hatte Mitte Juli den Software-Unternehmer Rafael Laguna (Open-XChange, Sitz in Lemgo, NRW) als künftigen Agentur-Chef vorgeschlagen. Als Sitz der Agentur wurde eine „gut entwickelte, urbane Region mit starker Wissenschaftsorientierung“ vorgeschlagen, und die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg als Beispiel namentlich genannt.
Die endgültige Entscheidung sollte nach dem Votum der Kommission aber von den Ministerien in Abstimmung mit dem Direktor der Agentur getroffen werden, was jetzt geschehen ist. Der Personalbedarf wird auf 35 bis 50 Mitarbeiter veranschlagt, wobei auch an eine dezentrale Struktur mit Außenstellen gedacht wird. Arbeitsbeginn soll Anfang 2020 sein.
Als die drei zentralen Aspiranten für den Standort schälten sich neben Leipzig auch die brandenburgische Landeshauptstadt Potsdam – favorisiert wegen ihrer Nähe zur Bundesregierung – sowie die Technologiestadt Karlsruhe in Baden-Württemberg heraus. Nach Angaben des BMBF gingen insgesamt 15 Bewerbungen ein, ohne dass die Standortkür zum förmlichen Wettbewerb ausgerufen wurde. Es habe ein „leichtes Übergewicht“ der Argumente für Leipzig gegeben, sagte Altmaier am Mittwoch in Berlin.
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