York Schaefer
Popmusik und Eigensinn
: Schon immer Nomade

Foto: privat

Hugo Race kennt man noch aus der Gang grimmig dreinschauender und lichtscheuer Gestalten, die in den frühen 80er-Jahren ausgerechnet aus dem sonnigen Australien im Windschatten von Nick Cave nach Europa kamen. Knapp zwei Jahre spielte er als Gitarrist in Cave’s Bad Seeds, bevor er sich mit The Wreckery und Hugo Race & The True Spirit seiner eigenen Spielart eines schwer melodramatischen, von Expressionismus und frühem Punk beeinflussten „Trance Industrial Blues“ zuwandte. Provokant könnte man nun fragen, welche Bedeutung für eine multiethnisch-diverse, jung-dynamische und globalisiert-digitale Popwelt alte weiße Männer aus der australischen Underground-Ursuppe haben? Um dann gleich festzustellen, dass diese Kategorisierung auf den Mittfünfziger so gar nicht zutrifft.

Hugo Race ist global verwurzelt: Offen für den Einfluss des Fremden in seinem westlichen musikalischen Kosmos, offen für sich mischende, hybride Neubildungen – und das lange bevor aus Weltmusik „Global Pop“ wurde. Hugo Race war immer ein Nomade, der in London und Berlin gelebt hat und heute zwischen seiner langjährigen zweiten Heimat Italien und seiner alten Heimat Australien pendelt. Auch musikalisch ist er ein Wanderer zwischen Kollaborationen und Kontinenten, der auf über 30 Alben einen Signature-Sound zwischen Folk, Gothic und Wüstenrock, zwischen dem gesanglichen Raunen eines Leonard Cohen, elektronischen Experimenten und Einflüssen der Aborigine-Kultur entwickelt hat.

2007 gründete Race mit Chris Eckman (Ex-Walkabouts) und Chris Brokaw (Ex-Come, Ex-Codeine) das Projekt Dirtmusic. Beim Festival au Désert in Timbuktu traf man auf die Touareg-Rocker von Tamikrest, mit denen sie drei Alben produziert haben. Die letzten entstanden unter dem Einfluss des IS-Vormarschs im nördlichen Mali. In Istanbul hat die Band das Album „Bu Bir Ruya“ mit Murat Ertel, Frontmann und Saz-Spieler der türkischen Psych-Funk-Visionäre Baba Zula, aufgenommen.

Nach Bremen kommt Hugo Race mit seiner Band Fatalists, die er mit der italienischen Ins­trumentalformation Sacri Cuori gründete. Hier ist er am dichtesten an seiner musikalischen Herkunft Cave’scher Prägung: ein „intimer Schwoof mit der Dunkelheit“, sagt eine Kritik zu der Mischung aus schleppendem Blues und düster-romantischen Chanson-Anklängen.

Di, 17. 9., 20 Uhr, Schlachthof