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Beim 1:1 gegen RB Leipzig beginnt der FC Bayern mit unglaublicher Dominanz. Dass daraus kein Sieg folgte, sorgt für Diskussionen

Drin ist nur der Robert Lewandowski, nicht aber der Ball Foto: dpa

Aus Leipzig Maik Rosner

Drei Szenen gab es nach diesem Spiel, die einiges über das zunächst so einseitige und plötzlich wundersam ausgeglichene 1:1 zwischen RB Leipzig und dem FC Bayern erzählten. Die erste war die Reaktion der Fans, als die Leipziger vor die Kurve traten. „Spitzenreiter, Spitzenreiter“, riefen die Zuschauer voller Inbrunst, was am vierten Spieltag etwas putzig, aber mittelfristig wohl zu Recht ambitioniert klang.

Die zweite Szene trug sich im Bauch der Arena zu, als ein Security-Mitarbeiter die blickdichte Tür zur Interviewzone genau im richtigen Moment öffnete, obwohl dieser den nahenden Trainer gar nicht hatte kommen sehen können. Wie der Security-Mitarbeiter das mache, fragte Kovac. Sein Staunen wirkte wie eine Metapher auf den Verlauf dieses Topspiels.

Und dann war da noch eine dritte Szene, ein Dialog zwischen Thomas Müller und einem Journalisten. Begonnen hatte es mit Müllers Analyse, dass man nach Bayerns dominanter erster Halbzeit zu lange gebraucht habe, um sich auf die Systemumstellung von Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann von Fünfer- auf Viererkette und die Verdichtung des Mittelfelds einzustellen. „Ich würde mir wünschen, dass wir da schneller reagieren“, sagte Müller. „Ist das eine Trainersache?“, fragte der Journalist. „Keine Feuer legen, bitte, so spät am Abend“, antwortete Müller und drehte den Spieß um: „Wie bewerten Sie die Arbeit von Ihrem Chef so? Ist das ein netter Mann?“ Gegenfrage an Müller: „Interessiert Sie das?“ „Ja.“ Kurze Pause. „Ist sehr nett“, antwortete der Journalist. Müller: „Da haben Sie jetzt aber lang gebraucht für.“

Bayern-Kapitän Manuel Neuer hatte sich ähnlich geäußert wie Müller. Man wisse aus Nagelsmanns Hoffenheimer Zeit, dass er taktisch umstellen könne, „da müssen wir auch drauf reagieren“. Die Frage, ob das nicht in Kovacs Ressort falle, beantwortete Neuer so: „Das lag an unserer Spielweise.“ Die besteht zuletzt oft aus großer Dominanz und gleichzeitigem Mangel an Aktionen in der Offensive. Das war auch in Leipzig zu besichtigen, trotz der frühen Führung durch Robert Lewandowskis bereits siebtes Ligator (3.). Müller hatte dafür den entscheidenden Impuls mit einem Ballgewinn gegen Lukas Klostermann und einem Steilpass geliefert, nach dem Lewandowski allein aufs Tor zulief und einschob. Danach wirkte es zuweilen, als sei Leipzig in dieser Saison bisher eine optische Täuschung gewesen, die dem Publikum nur vorgegaukelt hatte, dass hier ein ernst zu nehmender Herausforderer für den Rekordmeister erwachse.

„Wie bewerten Sie die Arbeit von Ihrem Chef so?“

Thomas Müller zur Trainerfrage

„Wie ein Waldlauf ohne viel Fußball“, wirkte die schüchterne Teilnahmslosigkeit seiner Mannschaft auf Nagelsmann. „Sensationell gut, fantastisch“, fand dagegen Kovac die Dominanz seiner Elf in der ersten Halbzeit und trat doch „enttäuscht und verärgert“ die Heimreise an. Denn das zunächst fast chancenlose RB war kurz vor der Pause zum 1:1 gekommen, weil Lucas Hernández etwas ungeschickt gegen Yussuf Poulsen jenen Elfmeter verursachte, den Emil Forsberg verwandelte. Was in der zweiten Halbzeit folgte, war die Raserei des offenen Schlagabtauschs mit vielen Großchancen auf beiden Seiten.

Nagelsmann erklärte, warum er mit seinen Interventionen trotz massiver Unterlegenheit überhaupt bis zur Pause gewartet hatte. „Wir sind noch nicht so variabel, dass wir die Spieler schwuppsdiwupps hin- und herschieben können. Das ist ein Lernprozess“, sagte er. Dann ließ Torwart Peter Gulacsi, der wie Neuer teils spektakulär gerettet hatte, anklingen, dass Debatten über den Trainereinfluss ein Alibi liefern. Nagelsmann habe seinen Spielern gesagt, dass sie selbst früher erkennen müssten, „wenn es nicht gut läuft“, berichtete der Ungar und fügte vor der Reise zu Benfica Lissabon in der Champions League am Dienstag einsichtig an: „Wir haben genug erfahrene Spieler auf dem Platz, wir können das selbst ein bisschen regeln und umstellen.“ Dass auch Eigenverantwortung gefragt ist, gilt für die Bayern wohl noch etwas mehr. Zumal in jenem aktuellen Dreikampf mit Leipzig und Borussia Dortmund, in dem sie am Samstagabend nur in der ersten Halbzeit ihre Favoritenrolle untermauern konnten.

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