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Die polnische Linke stärken

Die Gruppe Postkom möchte ein deutsch-polnisches linkes Netzwerk aufbauen

Von Peter Nowak

„Liebigstraße 34 und Rozbrat bleiben“, riefen rund 60 Menschen am Montagnachmittag auf einer Wiese in der Nähe des Polnischen Instituts. Eigentlich wollten sie einen offenen Brief übergeben. Berliner Kultureinrichtungen und linke Projekte fordern darin den Erhalt des Sozialen Zentrums Rozbrat in Poznań – das gerade von einer Zwangsräumung bedroht ist. Weil das Polnische Institut aber geschlossen hatte, wurde der Brief nicht übergeben, sondern nur an die Fensterscheibe geklebt.

Gegenüber der taz erklärte Martyna Witkowska vom Polnischen Institut, dass die Einrichtung dem polnischen Außenministerium angegliedert und „nicht für Fragen der Immobiliennutzung und Landnutzung in Posen zuständig“ ist.

Das Rozbrat ist bei den außerparlamentarischen Linken bisher wenig bekannt. Dabei liegt das älteste soziale Zentrum Polens nur knapp 270 Kilometer von Berlin entfernt. Es ist nicht nur ein wichtiger Begegnungsort der polnischen Linken, es beherbergt auch die größte anarchistische Bibliothek in Polen.

Marek Jakubowski und Stanisław Kowalski, die die Kundgebung moderierten, versuchen seit vielen Jahren, linke Initiativen in Polen in Berlin bekannt zu machen. 2011 haben sie dafür die Gruppe Postkom gegründet.

„Wir hatten das Gefühl, dass die sozialen Bewegungen in Polen und in ganz Osteuropa innerhalb der Linken in Berlin wenig präsent sind. Viele Leute, die seit Jahren internationalistische Arbeit in Berlin betreiben, beziehen sich hauptsächlich auf die Kämpfe in Westeuropa oder auf anderen Kontinenten “, sagt Jakubowski der taz.

Einige Mitglieder kommen aus Osteuropa oder haben dort einige Semester studiert. „Wir sind aber keine rein akademische Gruppe“, betonen die beiden. In den letzten acht Jahren hat Postkom Veranstaltungen zu unterschiedlichen Themen in Berlin organisiert: etwa zur rechten Szene in Polen, zur Einführung der dortigen Sicherheitsgesetze bis hin zu gewerkschaftlicher Organisierung in Polen.

Doch den Postkom-Aktivisten Jakubowski und Kowalski geht es um mehr als reinen Informationsaustausch: „Wir haben beschlossen, uns mit Polen systematisch auseinanderzusetzen, um ein deutsch-polnisches linkes Netzwerk aufzubauen.“

Ihre Bündnisarbeit zeigt nun erste Erfolge. Auf der Kundgebung solidarisierten sich unter anderem das Berliner Bündnis Zwangsräumung verhindern, UnterstützerInnen der polnischen Basisgewerkschaft IP und die feministische Hilfsorganisation Cocia Basia, die polnischen Frauen wegen der rigiden Abtreibungsgesetze Aborte in Berlin ermöglicht, zusammen mit Rozbrat.

Am 14. September ist auch in Poznań eine Solidaritätsdemonstration für das Rozbrat geplant. Daran werden auch UnterstützerInnen aus Berlin teilnehmen. Allerdings werden sie nicht als autonomer Block aus Berlin auftauchen, sondern gemeinsam mit in Berlin lebenden polnischen Linken für das bedrohte Zentrum eintreten.

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