: Viele Nazi-Taten
Bis Juni waren es über 8.600 Fälle. Nur wenige Täter wurden verhaftet
Im ersten Halbjahr 2019 sind von den Behörden 8.605 rechtsextreme Straftaten in Deutschland registriert worden. Darunter waren 363 Gewalttaten. Insgesamt 179 Menschen wurden dabei verletzt, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage von Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Zuerst hatte am Mittwoch der Berliner Tagesspiegel darüber berichtet.
Die Linken-Politikerin fragt monatlich bei der Bundesregierung die Zahlen zu rechten Straftaten ab. Die zuletzt veröffentlichten Zahlen beziehen sich auf den Juni 2019 und ermöglichen somit eine Halbjahresbilanz.
Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018 ergibt sich laut Tagesspiegel eine Zunahme rechter Delikte um mehr als 900 Straftaten, die Zahl der Gewalttaten sei allerdings nahezu gleich hoch geblieben. Aus den regelmäßigen Antworten des Bundesinnenministeriums gehe zudem hervor, dass die Polizei von Januar bis Juni 2019 insgesamt 2.625 rechte Tatverdächtige ermittelte. Festgenommen worden seien bislang aber nur 23 Personen.
In den Angaben für Juni falle auf, dass der mutmaßlich rechtsextrem motivierte Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU) in der Polizeistatistik nicht auftaucht, berichtet der Tagesspiegel weiter. Hessen meldete für Juni kein rechtes Gewaltdelikt, wie aus der Antwort des Bundesinnenministeriums hervorgeht. Lübcke wurde am 2. Juni mutmaßlich von dem Neonazi Stephan Ernst erschossen. Er gab die Tat bei der Polizei zu, zog aber später das Geständnis zurück.
Obwohl in den Zahlen für Januar bis Juni bereits Nachmeldungen der Polizei enthalten sind, werde die Summe der Straftaten wahrscheinlich noch deutlich steigen, heißt es in dem Zeitungsbericht weiter. Die Landeskriminalämter berichteten häufig erst Monate später über Fälle rechter Kriminalität. (epd)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen