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Tee machen ohne den Chef

Eine Fabrik selbstverwaltet betreiben – dass das funktioniert, zeigen Betriebe auf der „Wandelwoche 2019“

Von Peter Nowak

Können Beschäftigte eine Fabrik übernehmen? Die Belegschaften der Teefabrik Scop Ti bei Marseille und der Chemiefabrik Vio.Me in Thessaloniki machen es vor. Im Rahmen der diesjährigen „Wandelwoche“, die Wege zur solidarischen Wirtschaft aufzeigt, stellen KollegInnen der Betriebe ihre Arbeit vor.

Dabei kommen auch die Probleme zu Sprache, sich auf dem Markt zu behaupten. Schließlich sind auch selbstverwaltete Betriebe gezwungen, kostendeckend zu produzieren. Dabei sind die KollegInnen von Scop Ti noch immer stolz auf die Zeit, als sie die Teefabrik 1.336 Tage besetzten, um sich schließlich gegen den Unilever-Konzern durchzusetzen. Als sie die Produktion übernommen hatten, wählten sie als Erinnerung an den Kampf als Markenname für ihre Bio-Teesorten die Zahlenreihe 1.336.

Nun will Scop Ti auch in Deutschland seinen Tee vermarkten. Ihr Partner in Berlin ist das im Dezember 2018 gegründete „Gemein & Nützlich Vertriebskollektiv“. Initiiert wurde es vom Neuköllner Veganladen-Kollektiv Dr. Pogo. Als „veganen Onkel Emma Laden“ beschreibt Kollektivmitglied Vinzenz Kremer gegenüber der taz das eigene Selbstverständnis. Dabei sei den Kollektivmitgliedern auch schmerzlich bewusst, dass sie, um kostendeckend wirtschaften zu können, Preise nehmen müssen, die sich nicht alle leisten können. Trotz dieser realen Widersprüche besteht im Kollektiv Konsens: „Wir wollen keinen philanthropischen Kapitalismus, daher gehört zu unserem Betriebszweck die Förderung und der Aufbau solidarwirtschaftliche Strukturen“, so Kremer.

Bei der Auswahl der LieferantInnen sollen Betriebe ohne Chef gefördert werden. Es gehe aber um kontrolliertes Wachstum und nicht um Masse, begründet der Kollektivist die bescheidene Auswahl. Neben den Produkten von Vio.Me und Scop Ti sind Bücher von Findus und Rotwein von einer italienischen Kooperative im Sortiment des Online-Shops (union-coop.org/shop/).

Bald kommt das Bier einer Brauerei aus Wrocław hinzu, die mit den Erlösen politische Aktionen unterstützt. Aktuell wird der Vertrieb noch von Dr. Pogo querfinanziert. In absehbarer Zeit müsse er sich auch finanziell selber tragen, betont Kremer. Am Montag wird er gemeinsam mit Beschäftigten von Scop Ti und Vio.Me über die Probleme selbstverwalteter Betriebe berichten. Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr im ND-Gebäude, Franz-Mehring-Platz 1.

bbb.wandelwoche.org

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