: Aus Handels- wird Währungskrieg
Im Streit mit den USA wertet China seine Währung ab. Betroffen sind davon allerdings auch andere Länder
Von Felix Lee
Eigentlich wollte die chinesische Führung sich nicht mehr dem Vorwurf der Währungsmanipulation aussetzen und ihre Landeswährung nach Belieben abwerten. Viele Jahre lang war das für sie zum Vorteil der Exportwirtschaft gang und gäbe. Doch China wollte ein verlässlicher Partner werden und hat den Yuan-Kurs in den letzten Jahren schrittweise stärker vom Markt bestimmen lassen.
Doch in dem seit nunmehr anderthalb Jahren andauernden Handelskrieg mit den USA geht China die Munition aus. Anfangs konnte die Führung in Peking auf Strafzölle der USA stets mit Gegenzöllen auf US-Importe in ähnlichem Umfang kontern. Doch China importiert eben nicht so viel aus den Vereinigten Staaten wie umgekehrt. Nachdem US-Präsident Donald Trump vergangene Woche weitere Strafzölle ankündigte, rächt sich Peking nun. Und zwar mit einer Abwertung des Yuan.
Zum ersten Mal seit elf Jahren kostete der US-Dollar am Montag wieder mehr als 7 Yuan. Auch im Vergleich zu anderen Währungen wie dem Euro oder dem japanischen Yen gab der Yuan deutlich nach.
Anders als frei konvertierbare Währungen wie Dollar, Euro oder Yen bewegt sich die chinesische Währung nicht komplett frei nach Marktkräften. Bis 2005 war der Vorwurf auch noch berechtigt, dass China seine Währung künstlich niedrig hält, um auf diese Weise seine Waren auf dem Weltmarkt besser verkaufen zu können. Seither hat China den Yuan aber immer weiter freigegeben. Zuletzt hatte die chinesische Notenbank jeden Tag einen Referenzkurs festgelegt, der zum Dollar maximal um 2 Prozent nach oben oder unten schwankt. Zudem wurde die Festsetzung des Wechselkurses an einen Währungskorb gebunden, den die Führung ebenfalls sukzessive erweiterte. Der Wert des Yuan war in den letzten Jahren also weitgehend marktgesteuert.
Die Abwertung des Yuan begründet die chinesische Notenbank mit „protektionistischen Tendenzen“ und meint damit den Handelskrieg. Als weitere Maßnahme gegen Trump hat die Regierung in Peking chinesische Unternehmen zudem angewiesen, keine Agrargüter mehr aus den USA einzuführen. Dabei hatten sich erst vergangene Woche die Unterhändler beider Seiten in Schanghai getroffen. Um den Konflikt zu entschärfen, hatte China zugesagt, die Agrarimporte aus den USA zu erhöhen. Dieses Angebot ist nun offenbar vom Tisch.
Leidtragende eines schwächeren Yuans sind aber nicht nur die USA. Auch die europäische Exportindustrie ist von einer Abwertung der chinesischen Währung betroffen. Deutsche Produkte etwa, die sich in China großer Beliebtheit erfreuen, werden für die chinesischen Abnehmer nun ebenfalls entsprechend teurer.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen