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100 Jahre Verwirrung

Endlich Staatsbürgerkunde für Mecklenburger

Bismarckfoto: reuters

Besser spät als nie: „Erste ‚Tage der politischen Bildung‘ in Mecklenburg-Vorpommern geplant“, meldete gestern die Nachrichtenagentur epd. Ende September werden dreißig Organisationen am Rand der bekannten Welt rund vierzig Bildungsveranstaltungen anbieten. Das kann man eigentlich nur begrüßen. Aber warum passiert das erst jetzt? Zwar kommt Bismarck zufolge alles, selbst der Weltuntergang, 100 Jahre später nach Mecklenburg, aber mussten die ehemaligen DDRler wirklich dreißig Jahre darauf warten, endlich gebildet zu werden? Dreißig Jahre lang war da nichts. Dabei ist „politische Bildung“ doch so etwas wie „Staatsbürgerkunde“ – und das Fach haben die Ostdeutschen zu DDR-Zeiten heiß und innig geliebt. Endlich wird ihnen nun wieder jemand beibringen, wie der politische Hase läuft: wie Politische Ökonomie des Kapitalismus geht, und warum die Waffenbrüderschaft mit der Sowjetunion wichtig ist. Ach nein! Die gibt es ja gar nicht mehr! Und die Allianz mit den Amerikanern ist ja so gut wie aufgekündigt. Das muss die Mecklenburger doch total verwirren! Versuchen wir es lieber in 100 Jahren dort wieder mit der politischen Bildung.

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