: „Herr Schaurig ist immer willkommen“
taz geht wählen – die Serie zur Bundestagswahl am 18. September. Die 64 nordrhein-westfälischen Direktwahlkreise im Porträt. Wer kämpft um das Mandat? Wer sind die Außenseiter? Wer gewinnt? Heute: Olpe – Märkischer Kreis I
Olpe – Märkischer Kreis I?
Der Landkreis Olpe im Südosten Nordrhein-Westfalens ist – an der Bevölkerung gemessen – der kleinste NRW-Kreis. Wer die Lust an menschlicher Zivilisation verloren hat, ist hier am Biggesee, der größten Talsperre Westfalens, gut aufgehoben. Bleiben noch sechs von 15 Gemeinden des Märkischen Kreises: Halver, Herscheid, Kierspe, Meinerzhagen, Schalksmühle und das im Vergleich dazu schon als Metropole geltende Lüdenscheid mit seinen 79.379 Einwohnern.
Wer verteidigt den Wahlkreis?
Zum dritten mal der immerhin elfteifrigste Zwischenrufer des Bundestages: 716 Zwischenrufe in der noch laufenden Legislaturperiode entfielen auf den CDU-Abgeordneten Hartmut Schauer-te (49). Ein Beispiel aus der letzten Amtszeit: „Da ist mir Schill lieber als die Kommunisten!“, war sein Kommentar, als sich der damalige Wirtschaftsminister Werner Müller wunderte „mit wem die CDU koaliert“. Auch gerne zitiert: „Eine Frau kann schön sein und eine Rede gut!“ Selbstbewusstsein zeigt Schauerte nicht nur im Parlament: Einen Platz auf der Landesliste wollte der Wirtschaftsexperte erst gar nicht. Ist wohl auch nicht nötig, denn bei der Bundestagswahl 2002 erreichte der Rechtsanwalt und Notar 48,2 Prozent der Stimmen. „Als Mittelstandspolitiker mit Leib und Seele“, wie er sich selbst bezeichnet, ist er in seinem Wahlkreis sowieso an der richtigen Adresse. Der Vater von vier Kindern saß bereits von 1980 bis 1994 im NRW-Landtag. Dort brachte er es immerhin zum haushalts- und finanzpolitischen Sprecher und stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden. Seitdem ist er Mitglied des Bundestages. Bei so viel Parlamentsroutine bieten seine diversen Nebenschäftigungen reichlich Abwechslung: Aufsichtsrat hier, Genossenschaftsverband dort,...
Wer will den Wahlkreis?
Eine eher blasse Gestalt: Der gelernte Krankenpfleger Uwe Beul (43), Leiter eines Seniorenzentrums in Attendorn. Natürlich „eines der besten in ganz Deutschland“, wenn es nach ihm geht. Platz 29 auf der SPD-Landesliste ist für einen „Newcomer“ wie Beus nicht schlecht. Die selbsternannten „Schwerpunkte“ seiner politischen Arbeit sind für Sozialdemokraten zur Zeit sowieso schwer an den Wähler zu vermitteln: Sozial-, Gesundheits- und Pflegepolitik. Da helfen auch die Mitgliedschaften in Karnevalsvereinen nur wenig, um Volksnähe herzustellen.
Der große Außenseiter?
Naja, Uwe Beul eben. Aber im Ernst: Armin Jung, FDP-Mitglied, Kommandoführer des Kiersper Schützenvereins und Sparkassen-Abteilungsleiter für Kierspe/Meinerzhagen, hat mit Platz 57 auf der Landesliste keine Chance auf den Einzug ins Parlament. Genauso wenig wie Fred Josef Hansen von den Grünen und Josef Filippek (WASG).
Die taz-Prognose?
Um es mit einen Zwischenruf von Uwe Küster (SPD), gerichtet an Hartmut Schauerte, zu sagen: „Herr Schaurig ist immer willkommen!“ SEBASTIAN KORINTH