Kontinent der Kohle

Der Klimakiller Kohle ist ein Goldesel für Australien. 2018 verkaufte das Land rund 200 Millionen Tonnen Kohle, im Gesamtwert von 60 Milliarden australischen Dollar (37,5 Milliarden Euro), vor allem in die Wachstumsländer China und Indien. Und daheim ist Kohle der mit Abstand wichtigste Brennstoff für die Stromerzeugung: 61 Prozent der landesweit produzierten Elektrizität stammten 2017 aus Kohlekraftwerken, gefolgt von Gas mit 21 Prozent. Nicht zuletzt wegen der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen gehört das Land pro Kopf zu den höchsten C02-Emmittenten der Welt.

Daran wird sich durch der Wiederwahl der Konservativen unter Premierminister Scott Morrison im Mai dieses Jahres wohl so schnell nichts ändern. Schockiert vom Ergebnis der politischen Konkurrenz, ging die sozialdemokratische Regierung des Bundesstaats Queensland in die Knie und gab grünes Licht für den Bau einer der größten Kohleminen der Welt. Die Pläne des indischen Rohstoffgiganten Adani für sechs Tagebaugruben auf einer Fläche von 447 Quadratkilometern waren von Umweltschützern jahrelang vor Gericht aufgehalten worden.

Adani hat die Pläne allerdings inzwischen deutlich reduziert, parallel zur Zahl der versprochenen Arbeitsplätze: Statt der einst 10.000 Jobs werden es nun nur noch 100 sein in einer Mine, die praktisch komplett von Robotern betrieben werden soll. Trotzdem jubeln die Befürworter; allen voran Rohstoffminister Matt Canavan. Denn mit Adani öffnen sich Möglichkeiten für die Realisierung weiterer Minen im sogenannten Galilee-Becken, einem der reichsten Kohlevorkommen auf dem Globus.

Der Wahlsieg Morrisons dürfte die Haltung der Regierung stärken, wenn es um den Beitrag Australiens am internationalen Klimaschutz geht. Seit fünf Jahren steigt der Ausstoß der Klimagase wieder. Australien plant, den CO2-Ausstoß bis 2030 im Vergleich zu 2005 um 26 Prozent reduzieren. Dieser Plan sei ungenügend, warnen Wissenschaftler. Regelmäßig bemängeln andere Staaten die Verzögerungstaktik, die Australien bei internationalen Klimaverhandlungen verfolge. Die Regierung dagegen betont, Australien sei „schließlich nur für 1,6 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich“, so Energieminister Angus Taylor gegenüber der taz.

„Klimazerstörende Handreichungen der Regierung an die Kohleindustrie trotzen jeder Logik“, sagt Jamie Hanson von Greenpeace Australia. Trotz des Kurses der Regierung werden regenerative Stromquellen auch in Aus­tralien immer beliebter. 2017 stieg der Anteil von Sonne-, Wind und Wasserkraft am Strommix um 5 Prozent. Heute liefern diese Energiequellen immerhin 16 Prozent der Elektrizität auf dem Kontinent. Dieser Trend wird bestehen bleiben, denn Strom aus Wind und Sonne ist bereits billiger zu erzeugen als aus neuen Kohlekraftwerken.

Urs Wälterlin